…ist des Euros nicht wert.
Ich finde, es ist sehr schwer, Kindern ein gesundes Verhältnis zu Geld beizubringen.
Vor einiger Zeit haben wir also ein Langzeitprojekt gestartet. Johanns Lieblingsfilm(e) war sehr lange Toy-Story 1, 2 und 3. Wir haben sie gesehen im TV, gehört als Hörspiel und irgendwann waren Woody und Buzz Lightyear ein ziemlich normaler Teil unseres Familienlebens geworden, so wie für die Mädelsmamas unter euch wahrscheinlich Elsa und Anna.
Johanns großer Traum war immer, auch mal einen Buzz zu haben und eines Tages hat ihm Felix dann gesagt, dass es ihn wirklich gibt. In Originalgröße aus dem Film und 55 Original Filmzitaten (warum tut man so etwas?). Um Johann war es also geschehen und er wollte ihn unbedingt haben. U.N.B.E.D.I.N.G.T..
Okay. Um die Katastrophe abzuwenden, habe ich sofort mein Veto eingelegt und gesagt, dass dieser Preis zu hoch für ein sprechendes Spielzeug ist und dass ich das auf keinen Fall kaufen werde. No way.
Aber irgendwas in mir sagte so lapidar: „Wenn du das willst, dann spar dafür.“ Und Johann sagte: „OK.“
Nun ist es als Vierjähriger sehr schwer zu sparen, wenn man kein Taschengeld bekommt.
Johann hat gefragt, wie er Geld verdienen kann und mit ein paar Dingen im Haushalt konnte er mir zur Hand gehen. Kehren, den Sauger holen, staub wischen und andere Kleinigkeiten. Manchmal habe ich ihm dafür etwas in die Spardose geworfen, manchmal nicht, denn eigentlich sollte Hausarbeit auch für den 4jährigen ganz normal sein. Aber wir hatten immer den Deal, dass wenn er Spielzeug abgibt und ich das verkaufe, er dieses Geld bekommt, es ist schließlich sein Spielzeug. Und so wurde das Zimmer ausgemistet, Autos und Spiele wurden verkauft und nach und nach summierte es sich dann doch in der Spardose. Von der Oma hat er manchmal noch was zugesteckt und zu Weihnachten gab es von der Tante noch etwas und tatsächlich hat er sich so innerhalb von noch nicht mal einem Jahr ca. 100€ zusammengespart.
Ab und an haben wir einen Kassensturz gemacht und ich habe ihm gesagt was noch fehlt. Dann war er meist noch mehr motiviert und hat wieder etwas raus gekramt was er verkauft hat… und so hatte er Anfang Januar den Betrag zusammen und stolz wie Oskar hat er dann mit Papa das so lang ersehnte Spielzeug bestellt. Am übernächsten Tag war er morgens schon so aufgeregt und konnte es im Kindergarten fast nicht erwarten, bis er endlich heim konnte um Buzz in Empfang zu nehmen.
Die Verpackung ist zeitgleich auch das Raumschiff, das auf keinen Fall beschädigt werden durfte.
Und so wurde er ganz lange erstmal in der Verpackung bewundert.
Ich stand wirklich sehr gerührt daneben und habe mir gedacht, wie stolz ich bin. Er hat sich etwas erspart, was er wirklich sehr wollte, er hat dafür gearbeitet und verzichtet.
Ich kenne viele Menschen, die das noch nicht mal im Erwachsenen-Alter können.
In Zeiten des digitalen Geldes, wo Kinder sehe, dass man mit seiner EC-Karte alles zahlt, ist es schwer, ihnen den Wert des Geldes zu vermitteln und da Johann noch klein ist, haben wir das nun durch den Zeitfaktor versucht. Ich hoffe, er hat verstanden, dass wenn etwas wirklich sehr teuer ist, man auch wirklich sehr lange dafür sparen muss.
Ich bin wirklich sehr stolz auf meinen kleinen, großen Jungen. Auf seinen starken Willen und seinen Ehrgeiz, auf die Zielstrebigkeit und dass er sich das Spielzeug, dass er wollte, so hart erarbeitet hat.
Das ist etwas, das er nicht verlieren sollte.
Wie handhabt ihr das mit euren Kindern, mit Sachen, die sie wirklich wirklich wirklich haben wollen?
By San 23. Januar 2018 - 23:24
Ich finde ihr habt das GENAU richtig gemacht um Johann – auch schon im jungen Altern – den Wert von Geld zu vermitteln. Nur so können verantwortungsvolle Erwachsene aus ihnen werden.
Ich habe keine Kinder, aber bei meiner Nichte und meinem Neffen hält meine Schwester es genauso. Meine Nichte (9) wollte unbedingt Reitstunden. Meine Schwester sagte, dass das als Dauerhobby sehr teuer ist und sie das nicht bezahlen kann, hat ihr aber angeboten dass sie ein paar Schnupperstunden machen kann, wenn sie sich das Geld dafür zusammenspart. (Sie wollte halt auch testen WIE gross der Wunsch ist.) Meine Nichte hat das tatsächlich auch gemacht und sich das Geld für die ersten Reitstunden verdient/angespart… und wenn sie dann mal Geld für was anderes ausgeben will, dann wird sie halt auch daran erinnert, dass nur das eine oder das andere geht und sie sich da entscheiden muss. Sie ist sicher mit 9 Jahren da schon etwas weiter, als euer Johann, aber man kann damit glaube ich nicht zu früh anfangen.
By Nora 24. Januar 2018 - 09:25
Hallo Sandra, die Geschichte mit den Reitstunden finde ich echt gut, denn auch bei uns in der Familie war das ein Thema für unsere Nichte – sie hatte das dann auch nicht weiter geführt, weil es zu teuer ist.
Ich denke, wenn Kinder von früh an lernen, was es heißt, sich selber etwas zu erarbeiten, werden sie Dingen mehr Wertschätzung geben und das ist es eigentlich, worum es mir am Ende des Tages geht ;)
Liebsten Gruß über den großen Teich!
By Ahuefa 1. März 2018 - 14:45
gaaaaanz schöne Geschichte! Ihr habt das toll gelöst.
By Kat 2. März 2018 - 12:35
Ich finde auch, dass ihr das sehr gut gelöst habt.
Bei meinen Eltern war der Deal auch immer, dass mein Bruder und ich auf teurere Sachen sparen mussten. Wenn wir die Hälfte des Betrags erspart hatten, haben die Eltern meistens den Rest dazu gesteuert. Rückblickend finde ich das ein super Konzept, eben genau deshalb, weil wir dadurch sehr früh gelernt haben, was es heißt, sich etwas zu erarbeiten bzw. zu ersparen.
Mein erstes Taschengeld habe ich übrigens schon relativ früh bekommen: 50 Pfennig pro Woche, was der Preis für eine Kugel Eis in der Eisdiele um die Ecke war. Wollte ich zwei Kugeln, musste ich halt mal eine Woche aussetzen. Und habe mich dann umso mehr drauf gefreut :)