Klare Antwort: Studiert zu haben.
Ich habe nach meinem Abitur 2001 im Wintersemster angefangen Deutsch und Englisch auf Lehramt zu studieren und war ehrlich gesagt bei der Zusammenstellung des Stundenplans heillos überfordert. Nach etwas mehr als einem halben Semester habe ich das studieren sein lassen und habe daraufhin den kreativen Weg eingeschlagen.
Ich kann nicht sagen, dass ich das jemals bereut habe, denn wahrscheinlich wäre ich eine schlechte Lehrerin geworden. Ich kann nicht so gut vor Menschen reden (ich habe in meinem Leben nur ein Referat gehalten und da wäre ich fast in Ohnmacht gefallen) und ich denke, dass das ja mal Vorraussetzung ist für diesen Job :)
Aber ich bereue, nicht studiert zu haben. Ich arbeite, seit dem ich 19 bin jeden Tag und stand auch seit dem auf meinen eigenen Beinen, aber manchmal finde ich das irgendwie schade.
Als ich 22 war wollte ich das ändern und habe mich mehrmal um einen Grafik/Design-Studienplatz beworben. Ich wurde kein einziges Mal auch nur eingeladen. Für mich war das ganz schlimm, denn ich wollte ja nun studieren, um besser zu werdedn, habe es aber noch nicht einmal dorthin geschafft.
Klar, ich hätte auch privat studieren können, habe mir dann aber gesagt: Wenn du es noch nicht einmal schaffst, in die Vorrunde zu kommen, dann musst du auch nicht hunderte von Euro im Monat ausgeben für etwas, für das du eh zu schlecht bist.
Karrieretechnisch war das damals eher ein Rückschlag.
Heute weiss ich, dass ich handwerklich sauber, schnell und gut arbeite. Ich bin nicht die Stärkste, wenn es ums Konzept geht, aber ich bin kreativ und alles, was mir auf der Arbeit nicht so gut gefällt, mache ich mit meinen Basteleien und meiner Handarbeit wett, denk ich.
Ich arbeite heute in der Produktion und auch wenn das der Bereich ist, in dem ich nie landen wollte verdiene ich damit meine Brötchen und ein bisschen mehr. Ich habe ein tolles Leben und gehe gerne zur Arbeit.
Das können nicht alle von sich behaupten und ich weiss nicht, ob das Gefühl des Zufrieden-mit-sichs-sein nicht doch ein bisschen mehr wert ist, als ein Dipl. Grafiker vor seinem Namen stehen zu haben. Zumindest ist es so für mich.
Und falls es mich doch nochmal juckt: Ich bin noch unter 30, habe mein Abitur und genug Erfahrung, nebenbei als Designerin zu arbeiten.Und mit so viel Erfahrung würde ich es auch heute vielleicht in die erste und auch in die zweite Runde schaffen :)
Ich könnte es noch tun. Und das ist etwas, das mich beruhigt. Dass ich im Grunde tun und lassen kann, was ich will.
By Jasmin 11. April 2012 - 12:47
Vielen Dank für diesen kleinen Schmunzer in Mainz am Rhein – Referate halten und vor allem planen und gestalten war für mich das Schlimmste am Studium. In Zukunft darf ich sie bewerten, fragt sich nur, ob das eine Verbesserung ist?!
By Julia 11. April 2012 - 13:58
liebe nora, ganz oft nehmen die einen auch nicht, weil man schon zu gut ist. ich weiss ja nicht, wie deine vorkenntnisse waren, aber evtl. hattest du denen schon genug vorahnung. ;) ich wünsche mir an eine staatliche uni gegangen zu sein, anstatt an eine private. aber gut… ich hatte für die private ein stipendium bekommen und da war die euphorie so groß, das mein verstand gar nicht mehr zu wort kam. sollte ich deine emailadresse gleich finden, kriegst du gleich noch post. ;)
By Sophia 11. April 2012 - 15:40
Cool, vielen Dank für so viel Ehrlichkeit!
Es macht echt Spaß deinen Blog zu lesen. Man hat richtig das Gefühl, das ein netter Mensch am anderen Ende des Internet sitzt und das schreibt :-)
By Verena 11. April 2012 - 20:26
hätte ich Abi, würde ich sofort studieren (wollen). Schade, dass es mit dem Studium bei dir nicht geklappt hat. Aber andererseits_ wärst du mit dem Studium da, wo du jetzt bist? Vielleicht wäre ja alles anders gelaufen.
Was machst du eigentlich genau im Fotostudio? Das klingt interessant. :) Zwar käme das mit meiner Ausbildung nicht in Frage ;), aber der kreative Bereich interessiert mich eigentlich mehr, als der kaufmännische… Aber man nimmt, was man kriegen kann und die Ausbildung habe ich durch Zufall bekommen (lange Geschichte, mehr oder weniger ;)).