Wackeln die Zähne, wackelt die Seele

Ach, was war das Zähnchen-Kriegen bei uns für ein Drama!
Ich weiß noch – obwohl alle sagen, die schlimmste Nächste vergisst man – dass ich beim Durchbruch einiger Zähne teilweise vier Nächte am Stück wach lag und Johann, genau wie ich, völlig fertig waren. Es wurde geweint und geweint und geschrien und da hing ein kleines Menschlein an mir, dem ich so gerne helfen wollte, es aber natürlich nur bedingt konnte.

Johann klagt nun seit ein paar Tagen über ein eigenartiges „Mundgefühl“ wie er es nennt und siehe da: Gleich zwei kleine Wackelzähnchen! Die, die am längsten da waren wackeln nun wie verrückt und – wie sollte es anders sein in meiner sensiblen Familie – auch die Seele meines Kindes. Den Spruch sagte mir meine Schwägerin und ich konnte mir nichts vorstellen darunter. Aber mein Sohn belehrt mich wie immer eines Besseren.

Zu Hause hängt Johann an meinem Rockzipfel wie mit 5 Monaten, ist gereizt, launisch und weint sehr sehr schnell. Er gibt Widerworte, eine Eigenschaft, die ich von ihm nicht kenne, aber scheinbar ist „Nein“ sein absolutes Lieblingswort geworden. Neulich lag er in seinem Bett und hat so geschluchzt und konnte sich überhaupt nicht beruhigen, einen Grund dafür konnte er aber nicht nennen.

Er möchte ganz viel Zeit mit Mama oder Papa, vorzugsweise mit Mama und Papa und da ich meinem Kind weder einen Wunsch abschlagen, noch ihn gut weinen sehen kann, liegen wir nun abends um halb 8 im Bett, lesen ein Buch nach dem anderen, hören Tonies, lesen noch ein Buch und singen Schlaflieder.

Mir kommt es so vor, als ob mein Sohn mit der Eigenständigkeit, die er am Tag zeigt noch gar nicht richtig zurecht kommt und sich die Mama-Zeit abends wieder zurückholt.

Aber: Das soll er tun. Ich weiß, es wird gar nicht mehr so viele Gelegenheiten geben, in denen er mich an seiner Seite brauchen wird, zumindest nicht so wie früher. Also gebe ich ihm was er braucht und versuche diese für ihn aufregende Großwerden-Zeit so schön wie möglich zu gestalten. Fairerweise muss ich sagen, dass ich das auch sehr genieße, ich erschrecke mich wirklich in letzter Zeit oft, wie schnell Johann groß wird und wie stark er sich zur Zeit verändert.

Um die Vorfreude auf das, was nun kommt zu steigern, haben wir einen kleinen Plüsch-Zahn genäht, der nun an seiner Tür hängt und darauf wartet, den ersten Wackelzahn gegen eine Aufmerksamkeit zu tauschen. (Auf der Rückseite ist ein kleines Fächlein).

Ich versuche keine Literatur zu dem Thema zu lesen, obwohl ich herausgefunden habe, dass es wirklich viel gibt. Vielmehr besinne ich mich auf das, was mir mein Gefühl sagt und das ist einfach nur: Geduld haben und verstehen.

Ich weiß, ich habe ein sensibles Kind und mein Kind hat eine sensible Mama. Deshalb werden wir auch diesen Teil seiner Kindheit zusammen meistern und das Allerbeste daraus machen.

xoxo, Nora.

 

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