Sehr lange habe ich überlegt, dieser neuen Rubrik auf meinem Blog einen Platz einzuräumen und schlussendlich habe ich mich dafür entschieden.
Es ist nämlich so, dass das Leben hinter dem Blog alles andere als Hochglanzbildern und lachenden Gesichtern besteht, vielmehr hat auch uns das wahre Leben fest im Griff. Wenn ich so durchscrolle durch die letzten Artikel fällt mir immer mehr auf dass sie zwar lang sind, dafür selten. Und ich bemühe mich immer über die schönen Dinge des Lebens zu schreiben.
Aber… es ist wie es ist und das Leben hat nicht nur tolle Seiten.
Oft – und in letzter Zeit viel zu oft – schlaucht mich der ganz normale Alltag mehr als ich zugeben mag. Ob es daran liegt, dass Johann eine schwierige Phase hat oder ich einfach zu hohe Ansprüche an mich selbst, beides ist denkbar und es gibt noch viele, viele Faktoren, die im Hintergrund vor sich hinwuseln und mir jeden Nerv rauben. Seien es die Klamotten, die seit Wochen darauf warten zur Altkleiderbox gebracht zu werden oder das Altglas, was seit der Taufe vorwurfsvoll in der Abstellkammer steht – die ungebügelten Tischdecken auf einem großen Haufen oder der unaufgeräumte Schreibtisch. All das wäre kein Hexenwerk zu bewältigen und ist trotz allem für mich gerade eine Hürde, die ich nicht nehmen kann. Weil es alles zu viel ist. Weil ich morgens wach werde und Angst habe, mir schon wieder einen Wutanfall von Johann anhören zu müssen, wenn ich mal kurz duschen bin oder weil er wieder beim Wickeln so einen Aufstand macht, als würde ich ihm die Zehen mit einem stumpfen Messer abschneiden oder weil er sich wieder wütend auf den Boden schmeißt wenn ich mal meine Mails abfrage.
Ich liebe mein Kind so sehr, ich muss das ja nicht immer sagen. Ich bin eine Mama, also liebe ich mein Kind. Aber an manchen Tagen macht er es mir wirklich schwer. Ich frage mich dann immer, was ich besser machen kann. Wie ich diese Anfälle von ihm unter Kontrolle bekommen kann und was eigentlich aus meinem süßen, lächelndem kleinen Baby passiert ist.
Ich weiß, es kommen bessere Tage, ich weiß auch, meine Mühen werden doppelt und dreifach belohnt.
Aber manchmal muss man darüber reden. Dann will ich von meiner Mutter nicht hören, dass ich nie geweint habe und sie es aber auch schwerer hatte, als ich. Dann will ich jammern und weinen und schimpfen und einfach mal jemanden haben der mir sagt: „Es wird besser werden. Ich weiß, es ist schwer, aber es wird besser.“ Ich sage das mir nämlich immer nur selber und komme mir ein bisschen vor wie Bridget Jones, die völlig verzweifelt etwas in ihr Tagebuch schreibt, nur um sich selber danach Mut anlesen zu können.
Letzte Woche hat es mich dann noch voll erwischt: Ich habe mich bei Johann mit einem echt fiesen Magen-Darm-Virus angesteckt und am gleichen Tag noch meine Tage bekommen. Mir ging es nicht gut und die Krankheit hat mir in den Knochen gesteckt, als ich Felix sagte, wir sollten zu seinen Eltern fahren. Einfach, damit wir mal abschalten können. Johann sieht Oma und Opa eh zu wenig und in der Pfalz ist es immer wie im Urlaub.
Ich sitze nun hier und schreibe den Artikel, nachdem ich mit meiner Schwägerin eben eine Flasche (alkoholfreien) Sekt geköpft habe und das erste mal seit Wochen das Gefühl habe, für etwas Zeit zu finden. Zeit um meinen Blog endlich mal wider dazu zu nutzen, wozu er da ist: Der Welt zu zeigen, was hier bei uns eigentlich los ist. Und endlich zu akzeptieren, dass das perfekte Leben, dass ich aus anderen Blog immer rauslese, nicht bei uns stattfindet. Darum wird es hier bald, immer mal wieder, mal mehr oder mal weniger Artikel aus der Rubrik „Hand auf´s Herz“ geben.
Und wenn sie nicht da draußen noch eine zeitweise verzweifelte Mutti erreichen, so dienen sie mir als Tagebuch. Mein Leben ist nicht immer nur rosig und ich möchte auch nicht mit meinem Blog jemanden das Gefühl vermitteln, es wäre rund um die Uhr so. Natürlich wird das hier auch kein Jammer-Wettbewerb von Woche zu Woche, sondern kleine Katastrophen, die bei uns so passieren, werden nun halt festgehalten.
Und um dem ganzen die Würze zu nehmen: Mein Kind ist seit einer Stunde vergnügt im Sandkasten. Als ob er schon lesen könnte was Mama da grade geschrieben hat…:)
By Julia 14. Juni 2014 - 16:58
Liebe Nora,
deine Idee finde ich sehr gut. Bin gespannt auf deine Geschichten.
Denn ja, das Leben ist nicht immer Rosa und perfekt manikürt. :)
Ich schicke dir ein paar liebe Grüße
Julia
By Susanna 14. Juni 2014 - 17:00
Warum perfekt tun, wenn es nicht so ist. Ich fand diesen Link dazu herrlich…
http://www.huffingtonpost.de/claire-zulkey/wahrheiten-mutter-sein_b_5418231.html?ncid=fcbklnkushpmg00000071
Gedanke Nr. 10 ist mir merkwürdig vertraut… „auf diesem Spaziergang werden Sie darüber nachdenken, einfach immer weiterzulaufen und nie zurückzukommen“
Und tatsächlich schaff ich es noch nicht mal meinen 8monatigen Sohn nur für eine halbe Std. in Obhut anderer zu lassen :-D
By Katrin 14. Juni 2014 - 17:28
Und wenn sie nicht da draußen noch eine zeitweise verzweifelte Mutti erreichen, so dienen sie mir als Tagebuch …. danke erst mal für den satz musste sehr lachen
hallo nora, hand aufs herz – ich bin auch leser von so manchem blog und am anfang in einer sinnkriese – wie die das alles schaffen und das auch noch in schön? und bei dem gedanken „ich will das für mich auch“ ziemlich unter meinen druck geraten und bin an mir und auch den kindern verzweifelt.
aber das ist großteils vorbei. nachdem ich akzeptiert habe das kinder haben nicht immer schön, ratschläge von aussen meist unnütz und eine stetig aufgeräumte wohnung zeitverschwendung ist und am aller wichtigsten -alles hat seine zeit und grund(den erkennt man leider erst hinterher) aber darüber zu grübeln macht es nicht einfacher. gib dich deiner schwachen momente hin und du wirst sehen die heilung geht viel schneller als wenn du dagegen ankämpfst.
alles gute und viele grüße katrin
By Anne Hansen 14. Juni 2014 - 18:23
Liebe Nora,
Du hast so Recht! Ich fühle mich sehr erinnert und weiß noch genau, wie verzweifelt ich manchmal gewesen bin. Geholfen haben mir zwei Dinge: Ich habe mir gesagt, dass alles nur eine Phase ist und meine Kinder mir nicht mit Absicht auf den Wecker gehen wollen. Und im Nachhinein habe ich festgestellt, dass man immer genausoviel Kraft hat wie man benötigt: Wenn ich gedacht habe, dass ich die Phase nicht einen Tag länger aushalten kann, war sie schwuppdiwupp vorbei…
Du wirst es schaffen, Du bist eine so liebevolle Mutter!
Viele liebe Grüße,
Anne
By Tüt 14. Juni 2014 - 18:54
Blogs, auf denen alles perfekt scheint, sind aber auch nur Illusionen. Wer denkt, das wirkliche Leben läuft so, hat ja auch irgendwie etwas verpasst. Natürlich will keiner Lesen, dass nun schon wieder die Bahn ausgefallen ist, aber wenn man sich mal wie du alles vom Herz schreibt, macht das doch nur realistischer und menschlicher. Ich finde das gut :)
Also, es wird alles besser, liebe Nora. ♥
By Margarete audrey 14. Juni 2014 - 19:30
Hey Nora, schön dad du so ehrlich bist, solche hochglanzblogs nerven sowieso.
mein Kleiner wird in 3 Tagen 1 Jahr und ich wollte ihm von diesem ersten Jahr unbedingt ein Fotobuch schenken – hab vor Wochen angefangen Fotos zu sortieren und einzufügen, aber bin nie weit gekommen. immer hatte ich dieses Buch im Hinterkopf – aber an manchen Tagen kaum den normalen Haushalt geschafft und mich irgendwie die ganze zeit schlecht gefühlt, weil ich einfach für das Buch – das Geschenk für meinen Sohn – keine Zeit fand.
tja ja, Im Endeffekt bin ich letzte Woche zu meiner Mutter und Schwestern gefahren, habe den Sohn nur zum stillen und beim essen gesehen und bin tatsächlich fertig geworden. und dieser kindrrfreie Tag war trotz buchstress so richtig wie Urlaub.
genieß die zeit bei den Schwiegereltern und Tank Kraft – du machst das toll!
By Sinikka 14. Juni 2014 - 19:54
Hallo Nora,
finde ich gut, dass du zeigst dass alles nicht immer nur perfekt ist.
Nur wegen der Gefühl vom Alltag so geschlaucht zu werden – ist deine Schilddrüse ok? Mir ging es ganz ähnlich, bei der Gesundenuntersuchung stellte sich heraus, dass ich eine Hashimoto-Thyreoiditis habe. Seit ich nun die Schilddrüsenhormone nehme, geht es mir um einiges besser und ich schaffe auch wieder mehr.
Ich lese deinen Blog echt gerne!!
Liebe Grüße
Sinikka
By Missy 14. Juni 2014 - 19:57
Johann ist ja nur wenig älter als B.enno und hier ist es genau so. Anstrengend. Eine richtig doofe Entwicklungsphase mit viel Gebrüll von B.enno und Frustration auf beiden Seiten.
Es hört sich jetzt vielleicht gemein an, aber es beruhigt mich ungemein, dass ich nicht alleine mit diesen Gedanken bin.
Ich schreibe auch selten von den doofen Tagen. Bei mir rufen dann sofort meine Eltern an und machen sich Sorgen. Ist auch nicht viel besser…
Liebe Grüße!
By Farina 15. Juni 2014 - 00:20
Das finde ich sehr toll und ich bin gespannt auf deine nächsten Hand aufs Herz Beiträge.
LG Farina
By Moni 15. Juni 2014 - 06:38
Liebe Nora!
Es wird alles besser und du schaffst das! Ich erinnere mich gut an das Gefühl, das du beschreibst. Es wird besser und es kommt evtl. sogar (ganz kurz?) die Zeit, in der dir EIN Kind langweilig erscheint ;-). Zu der Zeit wurde ich schwanger und hab mich schon kurz darauf gefragt, wie ich mein EINES Kind je als stressfrei empfinden konnte… ;-). LG! Moni
By Larissa 15. Juni 2014 - 08:02
Tolle neue Rubrik! Ich finde es schön, dass du so ehrlich bist. Wenn man Blogs liest, dann bekommt man oft so ein schlechtes Gefühl, weil bei anderen alles so perfekt wie am Schnürchen zu laufen schieeint, während man selbst manchmal im Chaos versinkt. Es ist schön zu lesen, dass man nicht die Einzige ist (auch ohne Kind).
Liebe Grüße
Larissa
By Katharina 15. Juni 2014 - 20:15
Vielen lieben Dank, du sprichst mir aus der Seele, es ist nicht immer alles schön und manchmal will man es einfach nur loswerden, denn auch Mütter sind nur Menschen und nicht zu 100% 24/7 glücklich, aber manchmal hat man das Gefühl genau so etwas wird von einem verlangt – verrückt :) Vielen Dank für deinen Mut darüber zu schreiben, es ist sehr schön, wenn jemand authentisch ist und auch mal einen Blick „hinter die Kulissen“ gibt. Ich hoffe, du konntest genügend Kraft für die kommende Zeit in der Pfalz tanken.
By San 16. Juni 2014 - 05:34
Ich finde die Rubrik super, Nora. Ich kenne viel zu viele Mamas, die nicht zugeben wollen, dass sie an manchen Tagen einfach nicht mehr können und am Liebsten mal weglaufen wollen… auch das gehört wohl zum Muttersein dazu und ist gar nichts Verwerfliches! Offenheit und mal Dampf ablassen ist da glaube ich der richtige Weg!
By Inga 16. Juni 2014 - 15:33
Hach, Du sprichst mir aus der Seele! Ich bin sehr gespannt auf Deine Beiträge!!
By Stefanie 19. Juni 2014 - 22:03
Mein Kind gehört z.Z. zum Exemplar „Klette“, auch eine (nett ausgedrückt) spannende Phase ;-) Meine Eltern hat er heute nur angeschrien, wenn ich ganz nah war, durften sie aber im Raum bleiben. Mal sehen, ob das noch die erholsamen Tage werden, die ich erhofft hatte.
Bei dir hört es sich schonmal nach Auftanken an, genießt die Tage und ich bin gespannt von deiner neuen Rubrik zu lesen! Von dem Gedanken, alles perfekt machen zu müssen muss man sich verabschieden. Gar nicht so einfach….
LG STefanie