Let it hurt – and then let it go

So oder so ähnlich verlaufen meine Tage zurzeit.
Nachdem ich mich hier so lange nicht zu Wort gemeldet habe, tue ich es nun mit dem festen Entschluss „back tot he roots“ zu gehen und das zu tun, was mir guttut. Kreativ sein und schreiben.
Mein Leben war die letzten 9 Monate alles außer langweilig. Ich hatte einen neuen Freund, ich war im Himmel und leider habe ich auch der emotionalen Hölle den ein oder anderen Besuch abgestattet.
Und seit letzem Samstag gibt es nur eins: Stille.

Wann diese Stille sich in meinem Kopf und meinem Herzen breitmachen wird, das weiß ich nicht, jedoch sehne ich mich sehr danach.

Liebeskummer ist ein Arschloch. So ein großes Arschloch, dass man ihn einfach nur hassen kann. Er sitzt wie ein großer, zotteliger, tollwütiger Bär in deiner Brust und nimmt all den Platz ein, den man jetzt eigentlich bräuchte, um zu heilen.

All die guten Ratschläge wie „Sieh das doch mal positiv, jetzt beginnt etwas Neues, Gutes“ mögen stimmen und sind sicher wahr. Aber sie kommen einfach nicht sofort und bis dahin tut es weh. Es tut weh, wenn man aufsteht, wenn man ein Brot isst, wenn man zur Arbeit fährt und wenn man heimkommt. Manchmal tut es auch unter der Dusche weh und dann, ganz selten, erlaubt man sich genau da ein Tränchen zu vergießen.
Und dann, als ob ein anhaltendes Wehtun nicht genug wäre, kommt ein Schuss aus dem Nichts und versetzt einem einen extragroßen Schmerz.

Während man gegen Übelkeit, Kopfschmerzen oder Zahnschmerzen medizinische Hilfe leisten kann, ist das einzige Medikament bei Liebeskummer die Zeit.
Und nun, als ob das alles nicht blöd genug gelaufen ist, ist die Zeit auf einmal nicht mehr das, was sie einmal war. Die Nächte dauern viermal so lang, vor allem, wenn man nicht schlafen kann. Jeder schöne Moment, den man sich, trotz des angeschossenen Herzens selber erlaubt zu genießen, geht viel zu schnell vorbei. Und eigentlich ist es doch das, wonach das Herz hungert: schöne Momente, die einen kurz vergessen lassen, was passiert ist und – was viel tragischer ist: Was nicht passiert ist. Denn die Menschen neigen dazu, in Beziehungen Pläne zu machen.
Die Vorweihnachtszeit, Weihnachten, Silvester und der nächste Urlaub. Und wenn eine Beziehung zerbricht steht man meist alleine mit einem vollen Terminkalender da; Herzlichen Glückwunsch!

Ich als weites gehend positiver Mensch versuche, Gutes in all dem zu sehen. Es gibt gute Dinge an dieser Trennung, das steht außer Frage – nach ein paar Tagen Abstand sehe ich das nun klarer. Unklarer hingegen ist zurzeit die Verbindung zwischen Kopf und Herz, denn mein Herz scheint grade auf Durchzug zu schalten, wenn es nur noch einen gut gemeinten Tipp vom Kopf bekommt. Manchmal ist es richtig wütend und stapft wie ein trotziges Kind auf. Aber nach Samstag hat mein Herz nicht mehr viel zu sagen was das angeht. Zu oft hat es mich in eine Position begeben, in der ich mich nicht zurechtgefunden habe, weil ich als positives Individuum ironischerweise auch ziemlich naiv bin. Ich versuche wirklich immer das Beste im Menschen zu sehen und den Menschen zu vertrauen und glauben. Dieses Mal hat mein Herz aber übertrieben.

Es ist auf keinen Fall so, dass ich unfehlbar bin, um Gottes Willen. Ich bin schwierig, meine Freunde bezeichnen das gerne als Herausforderung.
Ich bin launisch und ich bin manchmal schlecht gelaunt, ich bin aber auch sehr oft gut gelaunt. Meistens, wenn man es genau nimmt.
Was ich aber nicht wirklich bin ist stressresistent und genau diese fehlende Eigenschaft hat mir am Ende fast das Genick gebrochen.

Nachdem ich nämlich immer versucht habe, mir alles schönzureden, hat mein Körper wohl irgendwann gedacht: „Äh, samma, geht´s noch?“ – und ab da wurde es wirklich anstrengend. Schlafstörungen, Magenschmerzen und Nervenschmerzen gehörten irgendwann zu meinem normalen Tagesablauf, wie ungebetene Gäste, denen man sich nicht traut, den Weg nach draußen zu zeigen.
Und frei nach dem Motto: „Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo noch mehr Scheiße her“, hat sich mein Körper bereit gemacht für den großen Showdown: Nierenkoliken.
Wikipedia beschreibt die Symptome so:„Krampfartige Schmerzen im Bereich der betroffenen Niere, oft in alle Richtungen am Rücken ausstrahlend, in aller Regel einseitig. Bei erstmaligem Auftreten kann man selbst nicht erkennen, dass der Schmerz von der Niere ausgeht. Starker bis unerträglicher Schmerzcharakter. Mitunter dabei Schweißausbrüche und Erbrechen. Meistens blutiger Harn. Typisch sind Phasen mit starken Schmerzen im Wechsel mit beschwerdefreien Zeiten, allerdings kann der Schmerz auch dauerhaft die gleiche Intensität aufweisen. Eine akute Kolik ist besonders unangenehm und wird oft als eine der stärksten Schmerzempfindungen beschrieben, die Menschen fühlen können“

Leider hatte ich bei der Symptomatik keine beschwerdefreie Zeit, so dass das für mich tatsächlich das Schlimmste war, was ich körperlich je ausgehalten habe.

Ich will auf die unschönen Dinge im Krankenhaus gar nicht eingehen, denn das ist etwas, was ich ebenfalls schnellstmöglich hinter mir lassen will.
Aber scheinbar war auch das nötig. Als emphatischer Mensch kann ich mich meistens in andere reinversetzen, ich selber scheine mir aber ja wirklich völlig egal zu sein.

Und genau an dem Punkt, als ich aus dem Krankenhaus abgeholt wurde (von meinen Eltern) und in Empfang genommen wurde (von meinen Freunden) wurde mir klar, dass einiges schiefläuft. Dass mein bescheuertes Herz der Meinung war, dass man auch das kitten kann, das war mir schon klar.

Aber es gibt Dinge, die kann man nicht sofort kitten und da geht es nicht – oder zumindest nicht mehr – um Schuldzuweisungen in diesem großen Theaterstück.

Um positiv zu bleiben:
Ich ziehe einen guten Schluss daraus. Ich habe mich mit ziemlich vielen Lektüren (mehr oder weniger wertvoller Herkunft) beschäftigt und immer wieder stieß ich auf das Wort „Vergebung“.

Ich kann vergeben, sehr gut sogar. Anderen. Mir selber gegenüber bin ich ein großer Kritiker, aber wenn ich mir nicht vergebe, werde ich nicht aufhören, mir eine bessere Vergangenheit zu wünschen.
Ich wurde so oft verletzt und kann vergeben und ich, die jeden Tag mit mir auskommen muss, auf die bin ich so wütend?
So bringt es nichts, weiter zu machen. Neulich habe ich gelesen „Verzeihen ist der stärkste Liebesbeweis, den man einem Menschen entgegenbringen kann“ – warum nicht mir selber?

Und so arbeite ich mich weiter durch eine unschöne Zeit. Ich weiß, es tut grade weh. Und vielleicht auch noch morgen und vielleicht auch noch Weihnachten. Und wie ein Mantra sage ich mir: „Wären wir glücklich zusammen, dann wären wir zusammen.“

Ich für mich sehe ein Licht am Ende des Tunnels und eventuell bringt mich das Niederschreiben dieses Textes dem ein wenig näher, wer weiß.
Ich habe für all die Beziehung lange, die ganze Zeit und von Anfang an gekämpft, aber es hilft nicht, wenn das nur einer tut, also kämpfe ich weiter, nur dieses Mal für mich.

Denn Aufgeben ist für mich keine Option.

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