Lieber Johann,

schon lange habe ich dir keinen Brief mehr geschrieben.

Nun bist du schon fast fünf Jahre alt. 5 Jahre, meine Güte, wo ist die Zeit hin? Du bist eine wirklich tolle kleine Person. Man kann sich nun richtig mit dir unterhalten. Also so richtig. Du fragst nach, wenn dir etwas nicht ganz klar und du sagst deine Meinung zu Dingen. Du kannst diskutieren und du bleibst sachlich dabei. Oft sehe ich deinen Papa in dir wenn du redest. Du begründest Dinge, die du sagst mit tollen Argumenten und das ist der Grund, warum wir uns so gut verstehen. Ich glaube, du hast verstanden, dass bei uns im Hause andere Regeln gelten als in anderen Familien und dass du sehr viele Freiheiten hast, wenn wir dir vertrauen können. Und das tun wir.

Du hast mich noch nie angelogen, du hast noch nie etwas verheimlicht. Wenn ich dir sage, du darfst noch eine Folge von deiner Lieblingsserie schauen, dann hälst du dich strikt daran und kämst nicht auf die Idee, mich zu hintergehen. Das ist genau so wie bei uns: Du weißt, wenn wir etwas versprechen, dann halten wir es.

Zur Zeit hast du mit einem Problem zu kämpfen, das uns sehr ratlos macht: Der Kindergarten. Morgens hast du keine Lust, ich sehe wie schwer es dir seit Wochen fällt und heute hast du sogar bitterlich geweint. Du hast gesagt du willst gar nicht mehr hin weil du geärgert wirst und weißt du was? Das bricht mir das Herz, weil es mir genauso ging und ich weiß genau wie du dich fühlst. Deshalb müssen wir nun überlegen was wir machen aber ich bin mir sicher, uns wird etwas Gutes einfallen.

Ich werde dir nicht raten, zurück zu ärgern, vielleicht dich sogar körperlich zu wehren, denn weißt du, Worte sind eine bessere Waffe. Vielleicht bist du noch zu klein um das zu verstehen, aber eines Tages wirst du das. Ich versuche aus dir einen guten Jungen zu machen, ich habe dabei nur vergessen, dass ich mir immer zu viel habe gefallen lassen und nun gebe ich dir das vielleicht auch mit. Sensible, schüchterne Menschen wie wir haben es in Gruppen nicht oft so leicht wie Menschen, die frei Schnauze sagen was sie wollen oder nicht wollen. Aber zu sagen was du nicht willst, mit Nachdruck, das ist etwas, was keinem schadet und vielen hilft dich besser zu verstehen.

Vergiss nie mein Sohn, du kannst mit mir reden, jederzeit, immer wann du willst und Hilfe brauchst. Ich werde immer für dich da sein wenn du Ohren zum zuhören, Hände zum helfen oder Arme, die dich beruhigen brauchst.

Groß zu werden ist ganz schön schwer, ich weiss – aber ich werde alles tun, um dir zu helfen.

 

1000000 Küsschen von deiner Mama.

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