Der Krebs und der Parasit

Ich glaube an das Universum. Ich glaube fest daran, dass alles, was passiert, aus einem Grund passiert. Der manchmal nicht sofort zu erkennen ist, aber irgendwann wird alles einen Sinn ergeben. Und alles wird sich fügen.

Außerdem glaube ich daran, dass das Sternzeichen bzw. der Aszendent eines Menschen schon ein Stück weit seinen Charakter beeinflussen.

Ich erwähnte es, glaube ich, schon mal, mein Sternzeichen ist Krebs.

Laut Horoskop ist der Krebs hilfsbereit, gutmütig und bedacht auf die Gefühle seiner Mitmenschen. Außerdem sparsam und sicherheitsliebend. 

Damit kann ich mich nicht so wirklich identifizieren…

Was ich auf mich beziehen kann, ist der Panzer. Ich habe den dicksten Panzer der Welt. Niemand kann erkennen, was ich denke, was ich fühle oder wie es mir geht, solange ich das nicht will. 

Es gibt auch nur zwei Menschen auf der Welt, die erkennen, wann ich lüge. Und diese beiden kennen mich seit über 30 Jahren. 

Ich weiß, das ist nicht unbedingt eine positive Eigenschaft. Wenn ich so darüber nachdenke, hat sie mir bisher auch mehr Probleme bereitet, als dass sie mir geholfen hätte.

Wenn mich andere Menschen kennenlernen, halten sie mich meistens für arrogant. Was an meiner manchmal etwas überheblichen Art liegen könnte, die jedoch nur dazu dient, die furchtbare Schüchternheit zu überdecken, die in Wirklichkeit in mir schlummert.

Außerdem brauche ich diesen Panzer, wenn ich ihn nicht hätte, würden mich die Sorgen überrollen. Ich mache mir Sorgen um alles und jeden. Ich mache mir Sorgen um die Zukunft meiner Kinder, werden sie in der Schule klarkommen, werden sie Freunde finden? Werden sie mit ihrer etwas verkorksten Kindheit klarkommen? 

Ich mache mir Sorgen um meine Freundinnen, wie sie mit den diversen Schicksalsschlägen und Dramen in ihrem Leben klarkommen.

Ich mache mir Sorgen um meine Familie.

In Situationen, die zu emotional sind, klinke ich mich aus. Ich kann mich später auch nicht mehr an diese Situationen erinnern, es ist, als wäre ich nicht dabei gewesen. 

Mein Panzer beschützt mich davor, dass ich nur noch an die Sorgen oder an die Trauer denken kann. Manchmal wirke ich deshalb unsensibel und kalt. Aber ich kann nicht anders. 

Mein Panzer beschützt mich vor allen bösen Einflüssen dieser Welt. Es gibt nur eine Ausnahme. Kleine, fiese Parasiten.

Ein Parasit befällt den Wirt, um von ihm Dinge zu bekommen, die er selbst nicht beschaffen kann. Der Parasit saugt den Wirt aus. 

Es gibt Parasiten, die saugen einem die Energie aus. Indem sie den ganzen Tag nur motzen oder schlechte Laune verbreiten und man ständig dagegen halten muss, um nicht selbst in schlechte Laune zu verfallen.

Es gibt Parasiten, die saugen deine Fürsorglichkeit aus, indem sie es einfach als selbstverständlich hinnehmen, dass du ihre Wäsche wäschst, ihnen Essen kochst und ihr Zeug hinter ihnen aufräumst ( und ich spreche hier nicht von Kindern, nicht, dass Verwirrung entsteht…).

Dann gibt es die meiner Meinung nach schlimmste Art von Parasiten, die deine Seele aussaugen.

Sie nisten sich in deinem Kopf ein, in deinem Herzen und haben nicht vor, jemals wieder zu gehen. Sie überfallen dich aus dem Hinterhalt, manchmal ist noch nichtmal direkter Kontakt nötig, selbst über die Entfernung einer Straßenüberquerung ist ein Befall möglich. Sie flüstern dir ein, dass es schon in Ordnung so ist, wie es ist, dass du dich entspannen kannst, dich in Sicherheit wiegen kannst. Und du tust es. Und während du so in deiner Blase umherschwebst merkst du gar nicht, wie sie sich einnisten. Und irgendwann kannst du gar nicht mehr anders. Alles dreht sich nur noch darum, den Parasiten zufrieden zu stellen, damit die Blase bloß nicht platzt. Sie bringen dich dazu, Dinge zu tun, die überhaupt nicht dem entsprechen, was du möchtest. Dinge, die du lieber vor der Welt verstecken wolltest. Hinter dem Panzer.

Auf einmal traust du dich nicht mehr, überhaupt noch irgendetwas zu sagen. Wo du normalerweise schlagfertig und witzig wärst, bist du auf einmal still und schüchtern. 

Wo normalerweise alle Trauer hinter dem Panzer eingesperrt wäre, ist sie auf einmal zu mächtig, bricht hervor und du leidest öffentlich. 

Und die Menschen um dich herum sind verwirrt, denn so benimmst du dich normalerweise nicht, so kennen sie dich nicht. Aber sie wissen nicht, dass du von einem Parasiten befallen bist. Vielleicht hast du Glück und er geht von selbst, ansonsten muss der Panzer sorgsam um ihn herum wieder aufgebaut werden, damit sich nicht noch mehr seiner Art  einnisten. Denn auch Krebse scheinen vielleicht unverwundbar, sind es aber nicht.

Stellt sich die Frage, warum es diese kleinen miesen Viecher überhaupt gibt, was sich das Universum dabei gedacht hat. Wer weiß das schon, vielleicht treten sie aus dem Grund in das Leben eines Krebses, um ihm zu zeigen, dass es nicht so schlimm ist, verletzlich zu sein, auch nach außen. Dass es nicht schlimm ist, manchmal von seinen Emotionen überrollt zu werden, ohne davor zu fliehen. Wer weiß. 

 

Für immer in guten Gedanke, Kate.

 

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