Die Inzidezzahlen fallen und fallen, die Gastronomie öffnet, die Schwimmbäder auch und das Wetter ist einfach traumhaft.
Und was machen wir? Wir sitzen mal wieder fest.
Johann war letzten Montag das erste mal seit langer Zeit im Präsenzunterricht und abends ereilte uns die Nachricht, dass ein Kind in der Pool-Testung positiv ist.
Also mussten am nächsten Tag noch einmal alle Kinder zum Test und siehe da: Die Quarantäne wurde für 14 Tage ausgesprochen.
Es ist nicht so, dass das mein Leben dadurch großartige Änderungen mit sich zöge, ich bin arbeite eh noch im Homeoffice, meinem Sohn allerdings nimmt das mal wieder zwei schöne Wochen des Sommers weg, auf den er so lange gewartet hat.
Am Anfang der Corona-Pandemie hat wohl niemand (also ich auf keinen Fall) gedacht, dass sich alles so entwickelt. Der erste Lockdown fiel zusammen mit dem Auszug von Felix, was mir ein völlig irrationales Gefühl gegeben hätte, diese beiden Dingen würden zusammengehören.
Das Leben, was wir bis heute seit diesem Zeitpunkt leben hat nichts mit irgendwas zu tun, was ich kenne und ich habe lange gebraucht, einigermaßen Fuß zu fassen und an manchen Tagen kämpfe ich immer noch mit diesem Gefühl, vor allem an den Tagen, wenn Johann bei seinem Vater ist.
Wenn es für mich schon so schlimm ist, wie schlimm muss es für einen Siebenjährigen sein, der über ein Jahr ans Haus gefesselt war?
Unserer Bindung hat Corona gut getan, keine Frage. Johann und ich gehen uns sehr selten auf die Nerven und können uns auch sehr gut in Ruhe lassen. Er spielt gerne Lego, malt (nicht mehr so viel wie am Anfang), kocht mit mir, hilft gerne und viel im Haushalt und ich könnte sagen, wir haben uns sehr gut gefunden in dieser eigenartigen Situation.
Und dann gab es die letzten zwei Wochen, in denen er raus durfte, er war mit seinem Freund oft und viel Fahrrad fahren, oft auf dem Spielplatz und hat sich abends noch ein Eis am Eiswagen geholt. Ich habe richtig gemerkt, wie selbstbewusst er wurde, wie glücklich er abends ins Bett ging und nun das: Wieder Quarantäne. Die Tränen flossen in Bächen und ich verstehe, dass er verdammt noch mal keine Lust mehr hat.
Dazu komme ich, die vor mehreren Wochen eine Therapie angefangen hat (denn weder Corona noch die letzte, komplizierte Beziehung gingen spurlos an mir vorbei) und ich dachte nicht, dass so etwas so anstrengend ist.
Aber natürlich ist es das. Alles, was man emotional in Schubladen gepackt hat wird berührt und man muss sich wieder damit beschäftigen, was zur Folge hat, dass ich öfters, einen Tag nach der Therapie meinen Gedanken nachhänge und Dinge in meinem Kopf sortiere.
Ich mache daraus kein Geheimnis und erkläre meinem Sohn, was los ist und er hat Verständnis und trotzdem hat man immer mal wieder das Gefühl, als Mutter in dieser Zeit zu versagen. Aber: Wie sollte man nicht versagen? Auch wir Mütter sind Menschen und haben Gefühle und Bedürfnisse, das sage ich mir immer wieder, so schwer es mir selber fällt.
Vielleicht ist das auch alles Jammern auf hohem Niveau, denn ich habe genug Geld für Essen, wir wohnen hier nicht alleine und haben immer noch einen Aussenbereich, der genutzt werden kann, allerdings möchte auch ich langsam mal wieder das Leben genießen, nette Leute kennenlernen, essen gehen, ausgehen und einfach mal ein wenig erleben.
Und so hoffe ich für uns, dass das nun die letzte Quarantäne war, ich hoffe, das Leben wird ab jetzt ein wenig einfacher und erträglicher, ich hoffe, dass mein Sohn einen tollen Sommer verbringen kann, wenn er schon nicht in den Urlaub fährt. Ich hoffe auf viele Abende mit Sonnenuntergang auf dem Feld mit einer Limo und einem glücklichen Kind. Ich hoffe auf lange Fahrradtouren und Nächte mit dem Teleskop, in denen es warm ist und ich kann nichts anderes sagen als: Ich hoffe nicht nur darauf, der naive Teil in mir freut sich schon darauf wie ein kleines Kind.
Bis dahin versuchen wir das Beste aus allem zu machen.