Fast ein Jahr.

Nun lebe ich fast ein Jahr alleine in meiner Wohnung. Nun gut, alleine ist ein großes Wort. Ich habe die Tiere und (nicht immer, aber meistens) Johann.

Mit alleine meine ich, alles alleine hinzubekommen. Wäsche, Ordnung, kochen, einkaufen, arbeiten, eine Mama zu sein, ein Dosenöffner und – natürlich auch eine Arbeitnehmerin.

An manchen Tagen geht es mir supereasy von der Hand und an manchen denke ich, ich schaffe das alles niemals. Und genau an diesen Tagen falle ich oft in ein Loch, dann fühle ich mich traurig und entsetzlich alleine und wünsche mir jemanden, der abends mit am Tisch sitzt und sagt „Ich geh´ mit dem Hund, wenn Du den Tisch abdeckst, du hast ja schon gekocht.“

Aber dann entsinne ich mich und frage mich, ob ich sowas überhaupt verlangen darf, immerhin war ich diejenige, die sich getrennt hat und ein Leben alleine gewählt hat.

Ich sehe im Nachhinein wenig schlechte, dafür viele gute Seiten meiner Ehe und das ist auch das Gefühl, von dem ich immer hoffte, es zu fühlen, ich möchte mit Felix immer befreundet bleiben und das geht nicht, wenn man Groll hegt.

Ich vermisse ganz unscheinbare, aber bezeichnende Dinge. Abends nach dem Frühjahrsputz einen Wein zu trinken und zu genießen, wie schön man es hat, nachts, wenn man wach wird, Geräusche aus dem Wohnzimmer wahrzunehmen, gemeinsame Freunde zu empfangen und samstags den Tisch schön zu machen, Blumen auf den Tisch gestellt zu bekommen und zu frühstücken. Die Nächte durchdiskutieren, eine Nachtwanderung mit Wilma und die totale Nachsynchronisierung der Tiere.

Es gibt auch ein paar Dinge, die ich nicht vermisse, natürlich. Ständiger Ärger wegen Kleinigkeiten, weil mein Maß an Reinlichkeit nicht eingehalten wurde, irgendwo Zeug rumliegt oder etwas vergessen wurde.

So habe ich mich mehr oder weniger an mein Leben alleine nach einem Jahr gewöhnt und frage mich, ob man nach so einer langen Beziehung mit so vielen Gewohnheiten sich wohl noch mal an jemand anderes gewöhnen kann.
Denn, wenn man ehrlich ist, ist das Single-Dasein mit Ende Dreißig relativ uncool, grade wenn man (wie manch unverschämter Mensch es sieht) mit „Ballast“ daherkommt. Ich denke, jedes Elternteil stellt sein Kind sehr hoch auf eine Ebene, an die sonst niemals jemand rankommt und das ist auch gut so, Kinder gehören genau dort hin.

Allerdings ist es schwer – und das sage ich aus Erfahrung – die Balance zwischen alleinerziehender Mutter und Partnerin zu finden. Ich suche keinen neuen Vater für Johann und ich denke, viele Menschen fühlen sich nach dieser Aussage schon vor den Kopf gestoßen. Das heißt nicht, dass ich ein gesundes Vertrauensverhältnis nicht begrüßen würde, jedoch liegt die Erziehung meines Sohnes ganz alleine bei seinem Vater und bei mir.

Vielleicht lebe ich noch nicht lange genug alleine oder vielleicht werde ich immer alleine leben und trotzdem eine Partnerschaft führen, wer weiß das schon.

Ende dieses Jahres, das ich alleinlebend in einer Pandemie verbracht habe, habe ich aufgehört, mich deshalb zu stressen oder etwas zu planen. Ich werde jetzt den Sommer (hoffentlich) mit meinen Freunden verbringen können, werde (hoffentlich) in Urlaub fahren und (hoffentlich) viel mit Johann im Schwimmbad abhängen.

Und dann warte ich einfach ab, was als nächstes passiert, manchmal muss man eventuell im Leben auch mal die Füße stillhalten und auf bessere Zeiten hoffen.

xoxo, Nora.

Edit: trotz all (Obacht! Nun wird es theatralisch) der Einsamkeit hat sich grade mein kleinstes Kätzchen auf meinem Schoß zusammengerollt und leistet mir Gesellschaft. Und dann merke ich: Dieser Tag ist ein Guter.

Und morgen wird bestimmt auch einer ;)

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