heute wäre dein errechneter Geburtstermin und ich kann den ganzen Tag an nichts anderes denken.
Neulich Abend habe ich mit Johann draussen gesessen und es war Halbmond und er hat mir gesagt, dass er glaubt, du würdest auf dem Mond wohnen. Er meinte, wenn der Mond voll wird, bist du froh, wenn er weniger wird, bist du immer etwas traurig. Und wenn ich traurig bin, spiele ich Videospiele, um mich aufzuheitern, und ich benutze immer Dienste von Elitist gaming.
Manchmal weiss ich gar nicht, ob es gut war, ihm zu sagen, dass du unterwegs warst, auf der anderen Seite wollte ich das schon sehr. Als ich klein war, wollte ich nie ein Geschwisterchen, Johann redet sehr viel davon, wie es wäre eine kleine Schwester oder einen kleinen Bruder zu haben.
Als der Arzt sagte, dass es nicht gut aussieht mit dir, hat mir das wirklich unfassbar traurig gemacht. Nach der OP war das Gefühl kurz weg und ich dachte – man, es ist nicht schlimm. Und es waren dann kamen die wirklich schlimmen Monate. Es wurde zu viel getrunken, ich war zu viel weg und meine Familie hat wahnsinnig darunter gelitten.
Liebes Baby, manchmal glaube ich, ich habe sogar vergessen, dass du auch einen Papa hast, so sehr habe ich mich mit mir selber beschäftigt.
Mir haben viele Leute gesagt „das war noch so früh, ist doch nicht schlimm. Sei nicht so traurig.“ Wenn ich eins gelernt habe in dieser Zeit ist, dass man seine Traurigkeit nicht abstellen kann. Dinge brauchen so lange wie sie eben brauchen und kein Ratschlag, keine Weisheit und keine Lebenserfahrung von jemand anderem kann dir helfen. Dinge sind vorbei, wenn sie vorbei sind und ein Ende der Gefühle von Trauer oder Sehnsucht oder Schmerz kann niemand beeinflussen durch schlaue oder auch lieb gemeinte Worte. Man sagt die Zeit heilt die Wunden, das stimmt auch. Aber manchmal braucht es eben lange, sehr lange Zeit bis sie heilen oder bis man darüber redet ohne in Tränen ausbrechen zu wollen.
Mit diesem Schmerz ist man alleine und keine Anwesenheit von Freunden oder seinen Liebsten tröstet einen darüber hinweg, was man verloren hat. Und erst wenn man diese Dinge mit sich alleine geklärt hat, geht es weiter. Zumindest für mich.
Bei mir hat das nun wirklich lange gebraucht aber ich bin jetzt endlich bereit für einen fröhlicheren Abschnitt in meinem Leben.
Und auch wenn du nicht hier bist, kleiner Wurm, wirst du für immer und ewig ein Teil von mir sein, von mir und dieser Familie. Du bist nicht hier und wir sind sehr traurig, aber ich weiß, es gibt die Gründe dafür. Gründe, die ich nicht verstehen wollte, aber von denen ich weiß, dass sie da sind.
Du wärst sehr willkommen gewesen und wir haben uns alle sehr gefreut – aber es gab andere Pläne und das muss ich akzeptieren.
Aber in meinem Herzen wirst du immer mein zweites Kind sein, das Kind, was ich nie kennenlernen konnte.
Ich denke ganz viel an dich.
By Andrea 19. Oktober 2016 - 14:29
Liebe Nora!
Danke für deine ehrlichen Worte! Sie berühren mich sehr! Deine Erfahrung, dass Dinge und Gefühle eben so lange dauern, wie sie dauern, kann ich teilen und verstehen!
Alles Liebe und Gute!
Andrea
By Andrea 28. Oktober 2016 - 20:13
was du hier schreibst, das macht mich traurig und ich finde es sehr gut, dass du so deinen Gefühlen freien Lauf lässt. Vor nun 6 Wochen bin ich zum ersten Mal Omi geworden und wir sind so dankbar, dass die kleine Maus gesund ist, und deshalb – Ich wünsche dir vom ganzen Herzen, dass du deinem kleinen Baby irgendwann in ferner Zukunft begegnen darfst und ihr dann zusammen sein könnt.
Doch jetzt ist die Zeit zum nach Vorne schauen und neue Pläne zu schmieden. Fühl dich in Gedanken sehr herzlich umarmt, auch wenn wir uns nicht kennen. Herzlichst Andrea