Schwanger sein. Und wie Menschen damit umgehen.

Zwischen den Tagen benutze ich meinen Blog mal nicht als Plattform für kreative Ideen, sondern vielmehr für das Sammeln einiger Gedanken.

Weihnachten und diese Zeit zwischen „den Tagen“ genieße ich immer sehr, aber sie macht mich auch immer etwas nachdenklich und sentimental.

Ich denke über Dinge nach, die in der letzten Zeit passiert sind, wie mein Leben im nächsten Jahr wohl aussieht – dieses Jahr ganz besonders – und was sich ändern wird.

In den 5 Monaten meiner Schwangerschaft musste ich mich schon sehr viel rechtfertigen.
Auch, wenn ich immer dachte…das ist die Sache der Person, die das Kind erwartet, so hat auf jeden Fall jeder etwas dazu zu sagen.

Egal, ob man mir vorwirft nun „langweilig“ zu werden, mir sagt, dass ich mindestens ein Jahr stillen muss, dass ich spätestens dann nach diesem Jahr auch wieder arbeiten soll und dass ich zwischendurch auch mal ein Gläschen Sekt trinken soll – für den Kreislauf und so oder einfach dass ich schon ganz schön dick geworden bin.

Ich stehe meist daneben, höre mir das alles und sage…nichts.

Natürlich, ich war eine von den Frauen, die auch mal unter der Woche die Nacht zum Tag gemacht haben. Ich habe geraucht, getrunken und für mein Leben gerne gefeiert.
Als ich meinen positiven Schwangerschaftstest in den Händen gehalten habe, da hatte ich mehr als jemals zuvor das Verlangen eine ganze Packung Zigaretten zu rauchen.
Hab ich es getan? Nein. Seitdem ich weiß, dass ich einen kleinen Menschen im Bauch habe, habe ich nichts gemachts, was ihm schaden könnte.

Aber nur, weil ich nicht rauche und trinke und bis 5 Uhr irgendwo bleibe, bin ich langweilig. Ich gehe noch aus, trinke alkoholfreies Bier und freue mich über jedes lustige Gespräch. Aber auch das scheint nicht zu reichen.
Ich muss mir immer anhören, ich sei langweilig, früher sei alles toller gewesen und es wird nie wieder so wie früher.

Wir haben es zwar nie „richtig“ auf ein Kind angelegt – für uns war meine Schwangerschaft eine riesen Überraschung – aber Hand aufs Herz: Hätte ich keine Kinder gewollt, hätte ich auch keine bekommen. Ich meine damit: Auch wenn man nie bereit für eine Schwangerschaft ist, so ist man es irgendwie doch. Es gibt einen Grund 9 Monate schwanger zu sein.

Und ja, es wird sich alles ändern. Aber das heißt nicht, dass ich von nun an ein Mutterschiff bin, das nie mehr ausgehen wird. Aber ich werde auch nicht mehr 3 Tage in der Woche unterwegs sein können.

Felix und ich haben uns darauf geeinigt, dass ich möglichst lange zu Hause bleiben werde um mich um den Kleinen zu kümmern. Im Besten Falle heißt das für mich: drei Jahre Mutter und Hausfrau zu sein.

Ob ich mich darauf freue? Mehr als alles andere auf dieser Welt!
Ich habe nicht studiert und arbeite dieses Jahr volle 11 Jahre.
Ständig sagen mir irgendwelche Menschen, die studiert haben und vielleicht mit 28 angefangen haben zu arbeiten, dass das lange Fehlen in meinem Job der Genickbruch wäre.

Tja…zum einen: Wäre ich Karriere-Frau HÄTTE ich studiert. Dann wäre ich (mit meiner Berufserfahrung) mit meinem ersten Kind 40.
Das kann jeder so machen wie er will, aber ich wollte es nicht.
Ich wollte eigentlich noch früher Kinder haben, aber das hat sich nicht ergeben. Aber hätte ich bis 35 keine Kinder bekommen, so hätte ich sicher gar keine bekommen. Ich verurteile keine älteren Mütter, aber für mich war es halt kein Thema.

Auf jeden Fall würde ich gerne ersteinmal eine längere Auszeit nehmen. Ich möchte diese kostbare Zeit, in der das Kind so viel lernt, in vollen Zügen miterleben. Und ich möchte eins auf keinen Fall: Ich möchte mir nicht vorwerfen, dass ich nicht alles getan habe um meinem Kind das zu geben, was es braucht: Seine Mutter.

Ich möchte mein Kind nicht in eine Kita geben, wenn es sich vermeiden lässt. Eine Bekannte, die ihr Kind mit 11 Monaten abgegeben hat, sagte mir neulich: „Nora, was ist denn mit den sozialen Kontakten? Das Kind braucht die!“
Dass ich nicht ganz laut gelacht habe ist alles.
Kein Kind aus unserer Familie war in der Kita. Und wir sind alle sozial kompetent. Vielleicht etwas schüchtern, aber das finde ich wirklich nicht so schlimm. Wir sind alle Familienmenschen und hängen sehr aneinander. Ich habe das Glück eine große Familie zu haben, die auch größtenteils hier lebt. Mein Kind wird einen Haufen Cousins und Cousinen haben, mit denen es spielen kann.
Ich glaube das alles, was Kinder brauchen, Familie ist.

Vielleicht fällt mir nach einem Jahr die Decke auf den Kopf, ja, das kann sein.
Aber ich sehe es so wie es ist – ich bin jetzt Mediengestalterin und wenn ich keine Lust mehr habe, kann ich auch nicht einfach so gehen. Wenn ich Mutter bin ist das mein Job. Und wenn es mir nicht gefallen sollte, was ich nicht hoffe, so kann ich den Job nicht einfach „kündigen“.

Die gleiche Bekannte sagte mir übrigens, dass ich die „Herd-Prämie“ nicht annehmen solle. Die wäre ja schließlich nur für Asoziale und Hartz-IV-Empfänger.
Aha. Mütter, die ihr Kind nicht mit einem Jahr abgeben wollen sind asozial. Ich verstehe.

Ich kann wirklich nur mit dem Kopf schütteln, wenn ich so etwas höre.
Natürlich werde ich, wenn ich zu Hause bleiben, die allseits umstrittene „Herdprämie“ annehmen. Wieso denn bitte nicht? Ich verdiene dann kein Geld mehr und 150 Euro im Monat sind doch super für das Kind!
Und nur, weil ich zu Hause bleiben will, mein Kind großziehen möchte und alles dafür tun möchte, damit es bei mir sein kann bin ich ganz bestimmt nicht asozial.

Ich musste mir das mal von der Seele schreiben.
Diese Schwangerschaft ist das beste, was uns im letzten Jahr passiert ist. Ich werde sie nicht von irgendwem kaputtreden lassen oder mich über solche Äußerungen weiter grämen. Dieses Kind ist UNSER Kind. Und wir als seine Eltern wissen schon, was gut für den kleinen Mann ist.

Wenn ich dafür ausgelacht werde, nun Hausfrau und Mutter für einen gewissen Zeitraum zu sein…dann sollen sie lachen.
Ich für meinen Teil möchte keine Kinder bekommen um sie von jemand anders großziehen zu lassen. Oder mir von jemandem sagen lassen, was ich in der Schwangerschaft darf oder nicht. Ich entscheide das alles aus dem Bauch. Und wenn es sich falsch anfühlt, dann wird es sicher für mein Kind nicht richtig sein.
Oder mir zum x-ten mal anhören ich sei langweilig. Wenn jemand denkt, ich hätte ohne Alkohol keinen Spaß, dann ist das doch irgendwie nicht mein Problem, oder?

Und zu guter Letzt etwas, das an die Menschen gerichtet ist, die mein Leben anscheinend besser leben als ich: Ich verurteile euch nicht. Also verurteilt mich bitte auch nicht.

xoxo, Nora.

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