Bad day

Hello.

Kennt ihr das wenn ihr morgens wach werdet und schon wisst, dass etwas passieren wird? Etwas großes, dunkles scheint auf einen zuzukommen und man wird das Gefühl nicht los, dass es jede Sekunde zuschnappen kann.

Genauso war es gestern.
Und es hat zugeschnappt.

Ich hatte diese Vorahnung unter der Dusche und auch noch beim toasten meines Frühstücksbrotes.
Felix war seit 3 Tagen mit einer Enzündung im Körper krankgeschrieben und fühlte sich noch nicht richtig fit – also wollte er nochmal zum Arzt.

Ich bin also zur Arbeit. Viel zu spät, keinen Parkplatz gefunden und der erste Kaffee hat nicht so erstaunlich gut geschmeckt, wie ich es mir gewünscht habe.

Dann kam am frühen Vormittag die SMS von Felix: „Ich muss ins Krankenhaus.“
Ich bin ja ein Mensch, der sich total schnell erschrickt – und habe mir natürlich mal wieder die schlimmsten Gedanken gemacht.

Dann kam die nächste SMS: „Ich werde heute noch operiert. Unter Vollnarkose.“

Es sind schon komische Gedanken, die einem dann durch den Kopf gehen. Was passiert, wenn etwas schief läuft? Und auch wenn die Medizin heute so gut ist wie wahrscheinlich noch nie: „Was wenn er nicht mehr wach wird?“
Meine letzten Worte am Morgen waren, dass er so schrecklich unordentlich sei und mehr aufräumen soll und sich noch um die Wellensittiche kümmern soll.

Ich hätte mich ohrfeigen können. In solchen Momenten wird einem noch mehr klar, dass man sich mehr Mühe geben muss. Dass man nicht jedem Ärger Luft machen soll und mehr liebevoll sein sollte.

Ich hab so viel an ihn gedacht, hab gebetet dass alles gut verlaufen wird. Die Sorge, die ich hatte kennt wahrscheinlich jeder. Und ich war so glücklich, als sich Felix gemeldet hat. Er hatte zwar sehr sehr starke Schmerzen, war aber wach.

Als ich mich also soweit beruhigt habe und meiner Arbeit wieder nachgehen konnte kam die nächste SMS von Felix: „Meine Mama hat angerufen. Meine Oma ist gestorben“.

Ich habe die SMS drei mal gelesen bis ich verstanden habe, was passiert ist.
Seine Oma war gestorben, seine liebe Oma Annelise.

Am Sonntag waren wir noch in der Pfalz und haben überlegt, sie zu besuchen. Da ich aber gesundheitlich etwas angeschlagen war und auch noch ein wenig beleidigt, dass Felix nicht auf dem Geburtstag meiner Oma war, haben wir es auf den 1. November verschoben.

Im Nachhinein war das die falscheste Entscheidung, die ich treffen konnte. Ich könnte jetzt noch so oft sagen „hätte ich bloß ja gesagt“, „wären wir bloß gefahren“…es ändert nichts daran dass Felix seine Oma nie mehr sehen kann. Und ich daran eine Teilschuld habe.

Die Beerdigung ist am Samstag – bis dahin wird er wahrscheinlich noch nicht mal laufen können – und er kann nicht dahin gehen. Ich weiß, dass ihm das das Herz bricht.

Dass er nun gesund wird hat oberste Priorität – trotzdem ist sein Schmerz nun doppelt so groß.
Es ist furchtbar wenn man sieht wie sehr der Mensch, den man liebt, leidet. Und man kann nichts machen. Rein gar nichts.

Ich wünschte ich könnte so viel mehr machen.
Aber das einzige was in meiner Macht liegt ist da zu sein.
Und die Hoffnung, dass es bald bergauf mit ihm geht.
Und dass wir bald eine ganz aufregende Zeit vor uns haben.

Ich wünsche ihm so viel gutes aber eines ganz besonders: Dass er immer mehr Sonnen- als Regentage hat.

Die Iren sagen es wie immer am schönsten:

May you be poor in misfortunes – and rich in blessings.
May you know nothing but happiness – from this day forward.

Das wünsche ich dir, Felix. Mein Liebster. Und noch viel mehr.

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