Alles neu macht der Mai

Und wer jetzt denkt: „Häh? Wir haben doch schon fast Ende Juli!“, der hat auf jeden Fall recht!

Und während ich diese Zeile so schreibe, kann ich auch gar nicht glauben, was in den letzten zwei Monaten so passiert ist.

Aber zurück zum Anfang…denn diese Geschichte beginnt im Mai.

Irgendwie war der April nicht so meins. Ich hatte viele Therapiestunden, habe viel nachgedacht, mich noch mehr gestritten, kurzum: Ich war echt schlecht drauf.
Ich persönlich habe das ganz naiv mal auf die Hormone geschoben, immerhin bin ich 40 – und wenn es schon keiner Schuld sein will, dann auf jeden Fall die Wechseljahre. Ja, ist früh, aber egal. Bin ich halt einmal in meinem Leben mit irgendwas zu früh dran, warum nicht.

Völlig grummelig schleppte ich mich also durch die Wochen, stritt mich immer mal wieder mit meinem Freund – der Arme bekommt eh immer alles ab – ertragen konnte ich mich selbst nicht mehr und hinzu kam, dass es auch noch so warm wurde. Toll. Jetzt auch noch Sonnenschein. Der hat mir noch gepasst bei der Laune, da wird man noch weniger ernst genommen.

Irgendwann kurz nach dem 01. Mai bin ich spazieren gegangen und habe über meinen verrückten Zyklus nachgedacht, die viel zu früh einsetzenden Meno-Pause und schaute mal, wann ich meine Tage bekommen sollte, damit ich mich drauf einstellen konnte einfach NOCH schlechter gelaunt zu sein. In acht Tagen, okay. Also habe ich noch fünf Tage schlechte Laune, bevor diese dann unterirdisch schlecht wird. Awesome.

Eine kleine, winzig kleine, ganz leise Stimme flüsterte mir zu: „Was wäre eigentlich, wenn es nicht die Wechseljahre sind?“ Na toll. Meine kleine Phobie schwanger zu sein war also wieder zurück, prima. Aber die kannte ich ja schon und um nicht noch mehr Stress zu haben habe ich, obwohl das auch sehr blauäugig war, zusätzlich zu meinem Brötchen, was ich mir für die Arbeit besorgte, einen Schwangerschaftstest gekauft.

Ich musste das erste mal seit langer Zeit über mich lachen, denn welcher normale Mensch macht denn einen Test acht Tage vor der Periode? Ich meine, diese Tests sind gut, ja – aber sie können wirklich nicht hellsehen. Die Antwort war aber einfach: Ich mach den. Und zwar sofort und hier auf der Arbeit.

Hätte ich gewusst, was dann passiert, hätte ich mir diesen Moment für einen filmreifen Augenblick aufgehoben statt morgens um halb 10 in Ehrenfeld einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen zu halten.

Was macht man in so einer Situation? Ich bin zurück zu meinem Rechner gegangen und war etwas schockiert. Nicht nur, dass das hier zeitlich alles nicht passt stimmt da nichts überein, kein Zyklus der Welt ist so crazy.
Funfact: Meiner schon!

Den Tag auf der Arbeit rumzukommen war eine Herausforderung, aber tatsächlich habe ich es geschafft, alle Aufgaben zu schaffen und auch echt beim Thema zu bleiben, wahrscheinlich wollte mein Kopf etwas Ruhe haben.

Die nächsten Wochen waren gar nicht so schön, wie man sie aus Büchern und Filmen kennt. Ich war mir unsicher. Ich bin alt, ich bin noch nicht lange mit meinem Freund zusammen, meine Wohnung ist zu klein, ich bin zu alt, wir haben ein paar finanzielle Struggles und erwähnte ich ICH BIN ZU ALT!

3 Wochen vergingen. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Gar keine. Noch ein Kind nach 10 Jahren? Wirklich noch mal von vorne anfangen?

Und trotz Therapie und vielen Gesprächen hat erst die Frau von der Beratungsstelle bei Pro Familia die richtige Frage gestellt: „Wollen Sie Ihr Leben jetzt leben oder wollen Sie noch einmal ganz von vorne beginnen?“ Und auch wenn bis dahin meine Meinung nicht gefestigt war hat mein Kopf mir die Antwort gegeben: „Was ist denn eigentlich mein Leben?“ Ich reise nicht gerne, ich bin fertig mit Feiern, was wäre denn „mein“ Leben?

Verpasse ich etwas, wenn ich noch ein Kind bekomme? Nein.

Verpasse ich etwas, wenn ich es nicht bekomme? Verdammt nochmal ja, denn das ist meine letzte Chance.
Denn was ist denn eigentlich mein Leben, wenn nicht meine kleine Familie?

Ach, wenn das Leben doch so einfach wäre und man öfters auf sein Herz hören würde! Denn auch die nächsten zwei Wochen zum Frauenarzttermin waren holprig. Angst, Zweifel und Sorgen waren mein täglicher Begleiter, auf der Arbeit, im Bett, auf Spaziergängen, überall.

Und dann kam der Tag. Die Stunde der Wahrheit. Waren meine Sorgen berechtigt? Gab es überhaupt einen Grund für diese ganzen Gedanken? Gab es überhaupt ein Baby? Ich meine, ich bin alt und kenne all die Probleme, die bei einer Spätgebärenden auftreten können.

Den Ultraschall konnte ich auf einem großen Monitor mit meinem Freund anschauen.

Und da war es. Das kleine Mäuschen, winzig klein, aber viel größer, als ich Johann in Erinnerung hatte. Alles war still, bis die Frauenärztin den Herzschlag abspielte.

Ultraschall Baby 7ssw

Natürlich musste ich ganz furchtbar weinen und natürlich ist die Entscheidung gefallen.

Also: Herzlich Willkommen, Baby M.!!! Du kamst zu einer Zeit, in der wir nicht mit dir gerechnet haben – aber die schönsten Geschenke passieren unerwartet!

xoxo, Nora.

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