Drei sind einer zu viel…oder zu wenig

Wie ich in meinem ersten Artikel schon erwähnte, bin ich Mama von drei Kindern.
Meine Töchter sind (noch) acht und sechs einhalb, mein Sohn ist (noch) vier.

Letzterer war nicht so richtig eingeplant. Früher wollte ich eigentlich immer drei Kinder haben. Ich habe ja schließlich auch zwei Brüder, die ich ganz doll lieb hab, also kann das ja nicht so schlecht sein.

Nachdem meine zweite Tochter allerdings auf der Welt war und sie mich ca acht Monate lang nur angebrüllt hat, egal, was ich alles getan und versucht habe, habe ich von diesem Wunsch eher Abstand genommen weil ich Angst hatte, dass ich diese Tortur nochmal erleben muss.

Der Kleine war also ein Zufall, wie man heute wohl sagt 😉

Der Umstand, dass das dritte Kind ein Junge werden sollte, hat mich ehrlich gesagt auch erstmal ziemlich schockiert. Ich wollte niemals einen Jungen haben. Die sind mir zu laut, zu wild und außerdem hab ich keine Lust mich mit von Testosteron überschwemmten, pubertierenden Halbstarken zu beschäftigen. 

Nun ja, da komme ich wohl nicht mehr drum herum… 😊

Kurz nach der Geburt habe ich außerdem festgestellt, dass sich nun ganz neue Herausforderungen auftun. Schließlich hat man nur zwei Hände, zwei Arme und zwei Knie. Aber eben drei kleine Wesen, die diese Körperteile in Anspruch nehmen wollen. Also bleibt zwangsweise immer eins dieser Wesen auf der Strecke. Und muss verzichten. Oder warten. Rücksicht nehmen. Und das ist viel verlangt von so kleinen Kindern. Die Große war immerhin erst vier, als ihr kleinstes Geschwisterkind auf die Welt kam.

Also bleibt immer ein Kind auf der Strecke. Und das zu ertragen ist wiederum zu viel verlang von mir als Mutter. Und so habe ich permanent das Gefühl, mindestens eins meiner Kinder zu vernachlässigen.

Ich habe vor einiger Zeit in einem Artikel gelesen, dass drei Kinder die “unglücklichste” Anzahl an Kindern ist, die man haben kann. Was daran liegt, dass der Anspruch an die eigene Perfektion noch der gleiche ist, wie bei einem oder zwei Kindern, dieser aber eben unmöglich zu erfüllen ist, ohne sich ständig körperlich und mental zu verausgaben. Ab vier Kindern verpufft dieser Anspruch einfach im Nirvana man stellt sich quasi der Realität, dass es neben so vielen Kindern einfach nicht möglich ist, sich alleine um alles zu kümmern, also lässt man es einfach gut sein. 

Und tatsächlich ist es so, dass ich den Anspruch an mich selbst habe, für alle Kinder das gleiche zu tun. Ich war mit allen dreien beim Babyschwimmen, bei der Krabbelgruppe, usw.. Was beim ersten Kind noch bedeutete, dass man alle Kurse möglichst auf das Wochenende gelegt hat, damit der Vater auch dabei sein kann. Ab dem zweiten ging das schon nicht mehr, weil man ja Betreuung für das erste brauchte. Also habe ich dann alles vormittags unter der Woche gemacht, was im Umkehrschluss bedeutete, dass dafür dann eben alles andere liegen bleibt. Was dazu führte, dass sich erst die Wohnung und dann später das Haus in ein Schlachtfeld verwandelte. Und ich zu nichts mehr kam. Meiner ersten Tochter hatte ich zum Beispiel noch die Schultüte selbst gebastelt, den letzten Tag vor ihrer Einschulung habe ich komplett mit ihr verbracht, wir waren reiten, shoppen, was weiß ich noch. Die Schultüte meiner zweiten Tochter hat meine großartige Schwägerin gebastelt. Gott sei Dank. Denn ich hätte es nicht geschafft.  Andererseits habe ich deshalb immer noch ein schlechtes Gewissen. An ihrem letzten Tag vor der Einschulung wollte meine zweite Tochter schwimmen gehen. Haben wir gemacht. Und ich war froh, als ihr nach knapp zwei Stunden zu kalt war und sie lieber Mittagessen wollte. Und das finde ich ganz furchtbar. Weil ich die ganze Zeit im Hinterkopf hatte, was noch zuhause auf mich wartete, anstatt die Zeit mit meiner Tochter zu genießen. 

Und so reißt mein Nervenkostüm immer weiter in Fetzen. Um das etwas einzudämmen, brauche ich dringend einen Ausgleich von meinem Dasein als völlig gestresste Mutter. Auf außenstehende, unempathische Menschen in meiner Umgebung wirke ich deshalb wie eine vergnügungssüchtige Rabenmutter. Ich brauche mehrere Stunden, oder auch Tage ohne Kinder, in denen ich mich nur mit Erwachsenen umgebe und in denen mich niemand Mama nennt. 

Was die einen egoistisch nennen, oder mich in eine Midlifecrisis zwängen wollen, finde ich überhaupt nicht verwerflich. Denn wenn die Kinder doch bei ihrem Vater gut aufgehoben sind, kann ich doch wohl in Ruhe zum Yoga gehen, mich mit meiner Freundin treffen, oder eben auch mal übers Wochenende weg sein. 

Was uns zum nächsten Problem bringt, das an meinem Nervenkostüm nagt. Dem Problem, wenn der Vater der Kinder nicht mehr gleichzeitig auch der Partner ist. Und derselbige über dieser Tatsache auch noch so wütend (?) ist, dass er nur noch quer schießt und man von “an einem Strang ziehen” so weit entfernt ist, wie Neptun von der Sonne. Aber gut, auch das habe ich mir so ausgesucht und auch das werde ich überstehen.
Vermutlich alleine, was aber auch nicht schlimm ist, denn ich bin die stärkste Person, die ich kenne. Vor ein paar Jahren hat mein (Noch-) Ehemann mal zu mir gesagt, dass mich eh niemand haben wollen würde, mit drei Kindern. Und vermutlich hat er damit sogar Recht. Kann ich auch niemandem verübeln. Niemand, der bei Verstand ist, würde sich doch eine Partnerin bewusst auswählen, die drei Kinder mitbringt. Denn falls der Mann selber schon Kinder hätte, wären es auf einmal mindestens vier, die zuhause rumspringen, oder, wenn er noch keine Kinder hätte, würde er auf einmal in diesen Moloch von Krach und Chaos geworfen werden. 

Auch damit werde ich wohl leben müssen. Oder das Universum geruht irgendwann mich vom Gegenteil zu überzeugen. 

Um diesen doch recht negativ geratenen Beitrag etwas positiver zu gestalten, möchte ich abschließend noch auf die Vorzüge einer dreiköpfigen Kinderschar zu sprechen kommen. Diese können nämlich durchaus praktisch sein.

Wenn man zum Beispiel in Urlaub fährt, gibt es viele helfende Hände, die das Auto ausladen. Außerdem muss man sich keine Gedanken um fehlende Spielkameraden machen.

Man kann die ganzen schönen Sachen, wie die Geburt, das stillen, das Tragen eines kleinen Babys, die ersten Schritte, die ersten Wörter und Erfolge mehrmals erleben. 

Außerdem verspüre ich doch einen gewissen Stolz, wenn ich beim einkaufen ständig gefragt werde, ob das alles meine Kinder sind.
Denn ja, das sind sie. Die habe ich alle “eigenkörperlich” hergestellt und auf die Welt gebracht. Und ich werde weiterhin alles dafür tun, sie bis ins Erwachsenenalter zu begleiten und sie zu halbwegs vernünftigen Menschen zu machen. 

Auch, wenn das bedeutet, dass mein Haus ein Saustall ist, ich den Rest meiner Tage alleine verbringe und ich nie wieder das kochen kann, was ich gerne esse.

 

Für immer in guten Gedanken, Kate

 

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