Fast ein Jahr

Fast ein Jahr ist es her, dass du dich von mir getrennt hast. Und ich weiß noch, wie es am Anfang war. Zuerst wollte ich es nicht wahrhaben, habe aber sehr schnell gemerkt: Ja, das ist Ende.

Ich bin nach Hause gefahren und war ganz taub vor Schmerz. Ich weiß noch, dass die Sonne schien, es war warm, es war der erste Mai. Als ich vor meiner Tür stand wurde mir ironischerweise bewußt, dass ich dieses Jahr statt einem Maibaum eine Trennung bekommen habe und ich saß im Auto und musste erst ganz furchtbar lachen und habe dann ganz furchtbar geweint.

Die ersten Tage nach der Trennung waren schlimm, richtig schlimm. Das Herz hat weh getan, ich habe so sehr auf eine Nachricht gewartet, dass du mir sagst, es ist nicht vorbei, es wird niemals vorbei sein, bitte bleib doch. Und ich wäre geblieben.

Die Tage und Wochen vergingen, ich konnte meinen Supermarkt nicht besuchen, weil ich immer Angst hatte dich zu treffen. Ich bin andere Wege gefahren, gegangen, um dir nicht über den Weg zu laufen, um auf keinen Fall an dich zu denken, denn an so vielen Ecken standest du und ich konnte dich immer noch sehen, die Zeit, die wir hatten konnte ich nicht auslöschen.

Der Sommer kam und der Sommer ging und irgendwie habe ich gar nicht viel mitbekommen, ich habe nur gearbeitet oder saß zu Hause. Ich bin Hand in Hand mit meinem Liebeskummer übers Feld gegangen und habe mir gewünscht, gehofft, dass dieses Loch im Herzen irgendwann aufhört wehzutun, dass die Stelle, wo es aufgebrochen wurde, endlich mal aufhört zu bluten und mir eingeredet, dass so großem Schmerz auch eine große Liebe vorausgehen musste.

Ich habe mich gefragt, ob ich zu wenig getan habe, zu anstrengend war, ob ich zu wenig war, zu viel, zu doll, alles zusammen. Und es hat mich bis in den Herbst hinein wahnsinnig gemacht. Ich habe mich auch gefragt, was du so machst, wie es dir so geht, ob du auch diese Gedanken hast. Aber alles in allem hat mir dein Schweigen die Antwort längst gegeben, manchmal ist Schweigen die einzige Antwort und meistens die lauteste.
Natürlich hab ich weitergelebt, gekocht, geschlafen, gefeiert, aber alles war anders, dumpfer, unemotionaler, mit weniger Spaß verbunden.

Und dann im Herbst, ich weiß noch genau, welcher Tag es war, denn es war so still, als ich wach wurde, Ruhe im Kopf, Ruhe im Herzen und ich wußte: Es ist vorbei. Unsere Geschichte ging für mich nicht bis zum ersten Mai, nein, sie ging noch monatelang.

Aber es kam der Tag, da war es vorbei.

Ich habe dich losgelassen, nein, das stimmt gar nicht, ich WOLLTE dich loslassen. Ich musste es. Ich habe mich mit dieser Trennung so intensiv beschäftigt, dass ich manchmal das Gefühl hatte, ich wäre nicht mehr mehr als ein Trauerkloß, der nie wieder glücklich werden kann.

Aber ich habe es geschafft und ich habe gemerkt, dass Liebe nicht gleich Liebe ist und das vielleicht nie mehr war als eine Beziehung, die mir niemals richtig gut getan hat, weil ich einfach nicht der Schlag Mensch bist, den du brauchst, einfacher gestrickt, nicht so laut, nicht so doll, einfach ein bisschen weniger von allem. Dieser Menschen kann ich nicht sein, ich bin so nicht und wenn ich ehrlich bin, will ich das auf keinen Fall, denn stell dir vor, ich mag mich wirklich.

 

Fast ein Jahr ist es her, dass du dich von mir getrennt hast.

Und ich hoffe, du bist genau so glücklich mit dieser Entscheidung wie ich es bin.

nora.

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