Mein einziges Kind.

Heute geht es mal wieder um ein wenig Mamakram. Also alle, die jetzt irgendetwas Kreatives seien vorgewarnt!

Und heute geht es um ein Thema, über das ich immer mal wieder reden wollte, denn mit wachsendem Alter kommt scheinbar das Bedürfnis, das wirklich mal loszuwerden.
Ich höre immer die gleiche Frage, wenn ich neue Mütter kennenlerne: „Und Johann ist also dein einziges Kind?“

Kleine Frage, große Wirkung.

Denn ja. Er ist mein einziges Kind und so wie es aussieht wird er das auch bleiben.

Sind wir glücklich damit? Nun, um diese Frage zu beantworten muss ich etwas weiter ausholen; wir sind natürlich nicht unglücklich. Ich bin glücklich, Johann zu haben, er ist das tollste Kind was ich mir vorstellen kann, klug, hübsch und super sozial.

Wollten wir noch ein zweites, drittes, viertes Kind? Ja.

Aber das Leben spielt oft nicht, wie man sich das vorstellt. Wenn man einmal zu lange wartet, klappt es vielleicht nicht mehr, manchmal sorgt ein Schicksalsschlag dazu, dass man es nicht mehr versucht und ich denke es gibt tausend andere Gründe, warum einfach kein Nachwuchs mehr folgt.

Mein Mann hat es neulich sehr schön beschrieben, indem er sagte, dass man es ja eh nie richtig machen kann.

Wenn man keine Kinder hat, fragen alle, wann es soweit ist. Bei einem kommen ziemlich schnell die Fragen nach dem zweiten und ab drei, vier oder fünf Kinder wird es irgendwie komisch in der heutigen Gesellschaft.

Ich frage mich manchmal, was sowas soll. Ich frage mich auch, was solche Aussagen „eins ist keins“ soll.

Wer sowas sagt, hat wirklich keine Vorstellung, welche Gedanken man sich als Mutter eines Einzelkindes macht. Erst gestern habe ich Johann vom Spielplatz abgeholt, er war ganz alleine unterwegs und wenn ich ihn so sehe – ganz alleine – dann denke ich immer an meine Kindheit. Ich selber bin auch ein Einzelkind, habe aber im Nachhinein nicht sehr darunter gelitten. Ich konnte und kann mich heute noch stundenlang alleine beschäftigen, vertiefe mich total in Sachen und hasse es, abgelenkt zu werden.

Und trotzdem versetzt es meinem Herzen einen Stich, wenn ich das sehe, denn alleine war ich trotzdem. Natürlich hat man seine Eltern – aber Eltern haben nicht immer Lust, mit einem zu spielen, Eltern wollen auch mal „Erwachsenenkram“ machen und bauen nicht immer Sandburgen auf Spielplätzen.

Wenn er mit seinen Freunden spielt merke ich oft, dass er früh heim will, sich in sein Zimmer setzt und genau diese Zeit für sich einfordert, die er braucht. Ich merke, dass es ihm mit vielen Kindern oft „zu viel“ ist. Was zu völligem Unverständnis bei anderen Müttern sorgt, ist für mich ganz normal.

Wir sind beide in relativ ruhigen Haushalten groß geworden, in denen es immer nur um uns ging. Wir hatten die volle Aufmerksamkeit und mussten deshalb nie gemein sein, schreien oder um irgendwelche Nähe kämpfen. Das macht Einzelkinder ja im allgemeinen „verwöhnt“, aber das ist Unsinn. Ich würde niemals sagen, dass mein Sohn oder ich sozial oder materiell anders wären als andere Menschen. Eher im Gegenteil: Wir können sowohl materiell (oder nahrungstechnisch) teilweise besser teilen, als andere. Auch sind wir nicht einnehmend, was Menschen angeht. Wo wir aber sehr wenig Abstriche machen, ist bei der, nun ja, ich nenne sie „Privatsphäre“, mein Sohn sagt dazu einfach „alleine spielen“. Ich habe meine Privatsphäre so gerne, dass es manchmal beängstigend ist. Wenn ich die Wahl habe zwischen Besuch und einem Abend alleine imBett mit nem guten Film und Kerzenlicht…gewinnt meistens das Bett.

Der Unterschied zwischen uns beiden liegt aber auf der Hand: ich bin 30 Jahre älter als Johann und ich kann meine „Einsamkeit“ sehr gut genießen.

Und obwohl ich den gleichen Hintergrund habe und seine Mutter bin, ist es ja für jedes Einzelkind anders. Ich hoffe, dass Johann seinen Nutzen aus der Situation ziehen wird.
Zeit alleine muss keine Qual, sie kann auch ein Segen sein. Ich wäre heute niemals so ausdauernd in meinen kreativen Arbeiten, hätte ich mich damals nicht so intensiv damit beschäftigt.

Johann wird sicherlich keine Geschwister vermissen, das würde er mir ja sicher sagen, aber man vermisst auch selten etwas, was man nicht hat.

Weder ich noch sein Vater werden ihm seine fehlenden Geschwister ersetzen können. Das steht ausser Frage. Aber zaubern können wir nun mal nicht.

Deshalb, ihr lieben Mütter da draussen: Haltet euch mal zurück. Es ist nicht schön, diese Fragen zu hören, wann das zweite kommt, oder warum ich „nur“ ein Kind habe. Nur weil ihr 2+ (oder keine, oder eins, was bald ENDLICH ein Geschwisterchen bekommt) Kinder habt, bringt euch das nicht in die Position, über andere Leute zu urteilen. Seid froh, dass ihr gesunde Kinder zu Hause habt. Nur durch ein zweites Kind seid ihr nicht doppelt so erfahren, wie ich es als Mutter eines Kindes bin.

Denn „eins ist keins“ stimmt nicht.
Eins ist eins.
Ein einziges Kind.

xoxo, nora.

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