Baby M. – die 21. Schwangerschaftswoche

Nun ist es schon wieder Ewigkeiten her, dass ich hier etwas geschrieben habe! Man sollte meinen, in einer Schwangerschaft gibt es superviel zu erzählen und das stimmt auch!

Aber mein kleines Baby meint es manchmal echt nicht so richtig gut mit mir. Die unterschwellige Übelkeit wurde in der 16. Woche von starker Migräne abgelöst – Prima! Ich bin eigentlich niemand, der unter sowas leidet, deshalb war ich völlig überfordert. Lichtempfindlichkeit, schlechte Laune und permanente Schmerzen haben mich echt nicht zum Besten meiner selbst gemacht. Ich habe meinen kompletten Sommerurlaub verschlafen, ich schlafe sowieso fast nur – ich glaube auch zur Freude meiner Mitmenschen!

Morgen komme ich in die 22. Schwangerschaftswoche, schon 6. Monat also und zwischendurch gibt es aber immer mal wieder richtig gute Tage, in denen ich die Schwangerschaft total genieße. Ein wichtiger Termin beim Arzt steht nun noch an und ich hoffe, dass das Geschlecht dann nochmal bestätigt wird, wir haben einen Harmony-Test mit Geschlechtsbestimmung machen lassen (wer nicht weiß, was das ist, kann das z.B. hier nachlesen) und es kam raus, dass ich ein kleines Mädchen erwarte.
Ich habe mich SO gefreut! Einen Jungen und ein Mädchen; perfekter hätte ich es mir nicht vorstellen können. Nun drücken wir die Damen, dass alles mit ihr in Ordnung ist, denn wie ich ja schon neulich schrieb…ich bin halt alt, haha.

Auf einen Namen haben wir uns auch schon geeinigt (na gut, ich habe zu meinem Freund gesagt, ich trage das Baby aus, deshalb gehört es a) mehr mir und b) darf ich den Namen aussuchen) – wer neugierig ist, kann mir gerne auf Instagram folgen, da wurde er schon bekannt gegeben :) Hier bleibt sie vorerst „Baby M.“

Ansonsten müssen wir uns überlegen, wie es nun weitergeht, wir haben seit längerer Zeit ein Haus zur Miete in Aussicht und falls das nicht klappen sollte, müssen wir in unserer Wohnung noch etwas zusammenrücken – wie sagt man so schön: Platz ist in der kleinsten Hütte! Mich macht es nur ein wenig wahnsinnig, nicht so recht planen können, denn der Nestbautrieb klopft und kratzt ganz gewaltig an der Tür und möchte endlich hereingelassen werden.

Johann freut sich schon sehr auf seine kleine Schwester, er ist wirklich jetzt schon ein toller großer Bruder. Er versucht mir, ganz viele Dinge abzunehmen, hilft wo er nur kann und ich bin ehrlich gesagt wahnsinnig froh, dass er schon so groß ist. Zum Einen, weil ich einfach total viel Zeit für ihn alleine hatte und zum anderen, weil er nun Dinge anders versteht als zum Beispiel ein Zwei- oder Dreijähriger. Wie es dann aussieht, wenn sie auf der Welt ist und unser Leben auf den Kopf stellt, das werden wir sehen, aber ich versuche wirklich, ganz optimistisch zu bleiben.

So und auch, wenn ich mich schon lange auf dem Blog nicht mehr gezeigt habe, kommt nun mal ein Foto – so dick wie ich mich fühle, sehe ich noch gar nicht aus.

Und abschließend habe ich hier mal ein paar random facts, was in dieser Schwangerschaft ganz anders läuft als in Johanns:

– Ich kann nur essen, worauf ich wirklich Lust habe
– Mir war bis zur 16. SSW total übel
– Migräne des Todes
– Ich LIEBE Schokolade
– Ich habe die Kleine schon in der 15. SSW total deutlich gespürt und seitdem auch regelmäßig (täglich)
– Ich habe nicht so viel an Gewicht zugelegt
– Ich kann manche Gerüche nicht ertragen, dummerweise gehört Zigarettenrauch dazu und ich lebe mit einem starken Raucher zusammen (der raucht natürlich draussen, trotzdem riecht man das ja)
– Ich habe ziemlich starke Symphysenschmerzen, die mir das Bücken und Laufen etwas erschweren, Treppensteigen sowieso, Gott sei Dank leben wir noch ebenerdig
– Ich habe superviel Lust zu arbeiten und habe tatsächlich meinen Shop wieder eröffnet, dazu folgt aber die Woche noch ein eigener Artikel

So…und nun hoffe ich, der kleinen M. in schriftlicher Form wenigstens noch zum Ende der Schwangerschaft gerecht zu werden, bei Johann gab es damals sehr viel mehr Updates…Aber eventuell lag es auch daran, dass ich damals sehr viel mehr Zeit hatte als heute, weil ich da noch kein Kind hatte.

Xoxo, nora.

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Alles neu macht der Mai

Und wer jetzt denkt: „Häh? Wir haben doch schon fast Ende Juli!“, der hat auf jeden Fall recht!

Und während ich diese Zeile so schreibe, kann ich auch gar nicht glauben, was in den letzten zwei Monaten so passiert ist.

Aber zurück zum Anfang…denn diese Geschichte beginnt im Mai.

Irgendwie war der April nicht so meins. Ich hatte viele Therapiestunden, habe viel nachgedacht, mich noch mehr gestritten, kurzum: Ich war echt schlecht drauf.
Ich persönlich habe das ganz naiv mal auf die Hormone geschoben, immerhin bin ich 40 – und wenn es schon keiner Schuld sein will, dann auf jeden Fall die Wechseljahre. Ja, ist früh, aber egal. Bin ich halt einmal in meinem Leben mit irgendwas zu früh dran, warum nicht.

Völlig grummelig schleppte ich mich also durch die Wochen, stritt mich immer mal wieder mit meinem Freund – der Arme bekommt eh immer alles ab – ertragen konnte ich mich selbst nicht mehr und hinzu kam, dass es auch noch so warm wurde. Toll. Jetzt auch noch Sonnenschein. Der hat mir noch gepasst bei der Laune, da wird man noch weniger ernst genommen.

Irgendwann kurz nach dem 01. Mai bin ich spazieren gegangen und habe über meinen verrückten Zyklus nachgedacht, die viel zu früh einsetzenden Meno-Pause und schaute mal, wann ich meine Tage bekommen sollte, damit ich mich drauf einstellen konnte einfach NOCH schlechter gelaunt zu sein. In acht Tagen, okay. Also habe ich noch fünf Tage schlechte Laune, bevor diese dann unterirdisch schlecht wird. Awesome.

Eine kleine, winzig kleine, ganz leise Stimme flüsterte mir zu: „Was wäre eigentlich, wenn es nicht die Wechseljahre sind?“ Na toll. Meine kleine Phobie schwanger zu sein war also wieder zurück, prima. Aber die kannte ich ja schon und um nicht noch mehr Stress zu haben habe ich, obwohl das auch sehr blauäugig war, zusätzlich zu meinem Brötchen, was ich mir für die Arbeit besorgte, einen Schwangerschaftstest gekauft.

Ich musste das erste mal seit langer Zeit über mich lachen, denn welcher normale Mensch macht denn einen Test acht Tage vor der Periode? Ich meine, diese Tests sind gut, ja – aber sie können wirklich nicht hellsehen. Die Antwort war aber einfach: Ich mach den. Und zwar sofort und hier auf der Arbeit.

Hätte ich gewusst, was dann passiert, hätte ich mir diesen Moment für einen filmreifen Augenblick aufgehoben statt morgens um halb 10 in Ehrenfeld einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen zu halten.

Was macht man in so einer Situation? Ich bin zurück zu meinem Rechner gegangen und war etwas schockiert. Nicht nur, dass das hier zeitlich alles nicht passt stimmt da nichts überein, kein Zyklus der Welt ist so crazy.
Funfact: Meiner schon!

Den Tag auf der Arbeit rumzukommen war eine Herausforderung, aber tatsächlich habe ich es geschafft, alle Aufgaben zu schaffen und auch echt beim Thema zu bleiben, wahrscheinlich wollte mein Kopf etwas Ruhe haben.

Die nächsten Wochen waren gar nicht so schön, wie man sie aus Büchern und Filmen kennt. Ich war mir unsicher. Ich bin alt, ich bin noch nicht lange mit meinem Freund zusammen, meine Wohnung ist zu klein, ich bin zu alt, wir haben ein paar finanzielle Struggles und erwähnte ich ICH BIN ZU ALT!

3 Wochen vergingen. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Gar keine. Noch ein Kind nach 10 Jahren? Wirklich noch mal von vorne anfangen?

Und trotz Therapie und vielen Gesprächen hat erst die Frau von der Beratungsstelle bei Pro Familia die richtige Frage gestellt: „Wollen Sie Ihr Leben jetzt leben oder wollen Sie noch einmal ganz von vorne beginnen?“ Und auch wenn bis dahin meine Meinung nicht gefestigt war hat mein Kopf mir die Antwort gegeben: „Was ist denn eigentlich mein Leben?“ Ich reise nicht gerne, ich bin fertig mit Feiern, was wäre denn „mein“ Leben?

Verpasse ich etwas, wenn ich noch ein Kind bekomme? Nein.

Verpasse ich etwas, wenn ich es nicht bekomme? Verdammt nochmal ja, denn das ist meine letzte Chance.
Denn was ist denn eigentlich mein Leben, wenn nicht meine kleine Familie?

Ach, wenn das Leben doch so einfach wäre und man öfters auf sein Herz hören würde! Denn auch die nächsten zwei Wochen zum Frauenarzttermin waren holprig. Angst, Zweifel und Sorgen waren mein täglicher Begleiter, auf der Arbeit, im Bett, auf Spaziergängen, überall.

Und dann kam der Tag. Die Stunde der Wahrheit. Waren meine Sorgen berechtigt? Gab es überhaupt einen Grund für diese ganzen Gedanken? Gab es überhaupt ein Baby? Ich meine, ich bin alt und kenne all die Probleme, die bei einer Spätgebärenden auftreten können.

Den Ultraschall konnte ich auf einem großen Monitor mit meinem Freund anschauen.

Und da war es. Das kleine Mäuschen, winzig klein, aber viel größer, als ich Johann in Erinnerung hatte. Alles war still, bis die Frauenärztin den Herzschlag abspielte.

Ultraschall Baby 7ssw

Natürlich musste ich ganz furchtbar weinen und natürlich ist die Entscheidung gefallen.

Also: Herzlich Willkommen, Baby M.!!! Du kamst zu einer Zeit, in der wir nicht mit dir gerechnet haben – aber die schönsten Geschenke passieren unerwartet!

xoxo, Nora.

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Nun stell dich mal nicht so an

Wie oft in den letzten Jahren habe ich diesen Satz gehört? Ich weiß es nicht mehr, es war einfach zu oft.

„Stell Dich nicht so an, du hast nur ein Kind, andere haben viel mehr Stress.“
„Stell Dich nicht so an, die Arbeit, die Du machst, ist nicht so anstrengend.“
„Stell Dich nicht so an, wenn du die ganze Zeit traurig und depressiv bist, geh mal an die frische Luft.“

Anfänglich haben mich diese Worte verletzt, ich habe gegrübelt und hin und her überlegt – stelle ich mich wirklich an?

Als ich vor mehreren Jahren eine Therapie begann, hatte ich nicht das Gefühl, dass ich mich „anstelle“. Das war für mich der einzige Ausweg aus einer – für mich damals – ausweglosen Situation.

Ich hatte (und habe) mit depressiven Phasen zu kämpfen und an den Tagen dieser Phasen ist es wirklich uncool in meinem Körper gefangen zu sein. Ich weiß mittlerweile, wann und wie sie weggehen und jedes mal ist es schmerzhaft, denn der einzige Weg rauszukommen ist da durchzukommen.

Diese Tage sind dunkler, bedrohlicher, das Essen schmeckt fad, die Zeit will nicht umgehen, bis man endlich ins Bett kann. Diese Tage sind anstrengend, kräftezehrend und wirklich erschöpfend. Manchmal sind einfachste Sachen nicht möglich für mich und wenn, nur unter wirklich extremem Kraftaufwand.

Ich höre schon wieder die Leute sagen „Ja, ja, die stellt sich auch ein bisschen an.“

Dazu sage ich folgendes: Ich freue mich so wahnsinnig für Euch, dass ihr diese Gedanken und Gefühle nicht kennt, dass es ein unendlich schöpfbares Repertoire an Kraft in Euch gibt – bei mir ist es anders.

Ich habe auch ein Repertoire. Aber an solchen Tagen brauche ich meine komplette Kraft um meine kleine Familie gut durch den Tag zu bringen ohne dass mein Sohn mitbekommt, dass ich heute nicht so gerne koche, dass die Wäsche tatsächlich schon seit gestern in der Maschine liegt und ich dringend mal staubsaugen müsste.

Durch meine Therapie weiß ich, dass das ein wiederkehrender Zustand ist und tatsächlich nicht die Regel. Aber jedes mal, wenn die dunklen Wolken aufziehen, würde ich am liebsten vor dem Sturm fliehen.

Und hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Vor sich selber zu fliehen, das geht leider nicht.

Also ertrage ich diese Panikattacken und diese Melancholie und stehe morgens auf, mach das Bett, geh zur Arbeit und abends wieder nach Hause. An diesen Tagen habe ich wenig Lust auf soziale Kontakte, das einzige was ich dann wirklich brauche ist eine aufgeräumte Wohnung und gutes Essen. An diesen Tagen erkenne ich mich und mein Leben oft nicht, ich fühle mich dann wie ein Zuschauer, ein ziemlich ätzender, der das Leben, was da grade geführt wird, ziemlich verurteilt.

Am Anfang habe ich um Hilfe gebeten, bin zu Freunden gegangen um mich selber nicht ertragen zu müssen, denn die kleinste Ungereimtheit in meinem Tag bringt das ganze instabile Gerüst so sehr zum Wanken, dass ich in absolute Panik verfalle und mal wieder an allem zweifle. Aber es hilft nicht. Am Ende kann mir bei diesem Kampf niemand helfen, nur ich selber.

Was mir aber wirklich am wenigsten hilft, sind vermeintlich gut gemeinte Ratschläge.
Nein, schönes Wetter hilft nicht (und mal btw.: Ich habe einen Hund, ich bin jeden Tag draussen, manchmal hilft mir kein Wetter), nein, es hilft auch nicht, wenn Du mir sagst, dass ich mich nicht so anstellen soll. Es hilft mir nicht, wenn Du sagst, ich habe doch alles und soll nicht so undankbar sein und am allerwenigsten hilft es mir, wenn Du mir sagst, dass Du es noch schwerer hast. Denn das hätte höchstwahrscheinlich zur Folge, dass ich darüber nachdenke und mich auch noch schlecht fühle, weil ein Teil von mir denken wird, dass Du recht hast und ich einfach wirklich nur undankbar bin.

Es gibt Menschen, die Arbeiten 60 Stunden die Woche und sind damit nicht überfordert, es gibt Menschen, die haben 6 Kinder und finden das ganz großartig und es gibt Menschen, die sind superreich, haben alles und koksen sich zu Tode, weil sie halt solche Probleme haben.
(Ob die sich auch mal lieber ein bisschen weniger angestellt hätten? Oder besser mal ne Runde an die frische Luft gegangen wären?)

Nach jeder dieser durchlebter Phasen bin ich etwas stärker, etwas härter, aber ich wünschte, ich müsste es nicht sein. Das was ich mir am allermeisten wünsche, ist ein ganz normales Leben und einen unbeschwerten Blick in die Zukunft. Ich vermisse manchmal den Menschen, der ich einmal war, aber ich gebe nicht auf, dass er wiederkommen wird. Denn ich weiß immer, es wird der Tag kommen, an dem es vorerst vorbei ist und dass die Sonne endlich wieder aufgeht.

Sonnenaufgang in Libur, Kirschzweig, am alten busch

Und trotz all den Wolken am Himmel ist heute dieser Tag. Heute ist der Tag, an dem ich voller Vorfreude den Rest meines Tages plane, auch wenn ich weiß, dass ich noch saugen muss. Und mein Bett beziehen. Und kochen. Und dass zu Hause noch drei Maschinen Wäsche auf mich warten.

Aber ich weiß auch, dass da zwei Menschen sind, die ich ganz furchtbar doll liebe; der tollste Sohn der Welt ist und mein Freund, der den ganzen Mist nun nicht das erste mal mitgemacht hat und mich noch nie als „Verrückte“ abgestempelt hat, auch wenn ich mich selbst so gesehen habe.

xoxo, nora.

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